The Bling Ring

Mathilde mag die Besetzung von The Bling Ring

Die Bling Ring Gang macht Party. Bild: Tobis Film

So jetzt haben wir also „The Bling Ring“ gesehen. Sofia Coppolas hochgelobten Film über ein paar Jugendliche, die in Villen eingebrochen sind. Das Haus von Paris Hilton in den Hollywood Hills zum Beispiel oder das von Miranda Kerr und Orlando Bloom. Das Verwirrende dabei: Die Jugendlichen waren keine unterprivilegierten Gangsta-Rapper, auch wenn sie deren Musik im Auto am liebsten aufdrehten. Es waren Mittelstand-Kids aus einem bürgerlichen Vorort von Los Angeles. Ihre Diebesbeute war auch nicht unbedingt das Wertvollste, was in den Promi-Bleiben zu finden war. Nein, es waren teure Designer-Fummel, Handtaschen, Highheels, sexy Unterwäsche, ein bisschen Schmuck. Devotionalien, die den Ruhm der beklauten Stars auf ihre klauenden Fans übertragen sollten.

Mathilde mag Emma Watson.

Nicki (Watson) schwingt lässig eine geklaute Pistole. Bild: Tobis

Blöderweise ist das auch schon die ganze Geschichte des Films. Mehr passiert nicht. Und das ist wenig für 90 Minuten. Wir sahen einen hübschen, etwas unauffälligen Teenager, der an seinem ersten Tag in der neuen High School ein sehr schönes Mädchen kennen lernt. Wir sahen die beiden an parkenden Autos entlang gehen und aus denen, die nicht abgeschlossen waren, erstaunlich viele Portemonnaies und andere Wertgegenstände mitnehmen. Wir sahen dann die Steigerung. Die beiden schlüpfen durch die offen stehende Terrassentür einer Villa, schlenderen durch das leere Haus, nehmen hier ein paar Geldscheine, dort ein paar Schmuckstücke und ziemlich viele Kleider mit. Denselben Vorgang, jetzt aber zusätzlich ein paar anderer auch sehr hübscher Mädchen, beobachteten wir dann gefühlte weitere hundert Male. Genauso oft hörten wir die Dialogszene „Let’s go shopping“, meist untermalt von einem verschwörerischen Grinsen der schönen Hauptdarstellerin. Später sahen wir die nicht mehr ganz so glamourösen Verhaftungen der jungen Diebe. Blöderweise mussten wir auch da jede der Verhaftungen anschauen, ohne dass sich am Szenario wirklich was geändert hätte. Dazwischen sahen wir aufgedrehte Club-Parties, auf denen viel in sehr kurzen Kleidern getanzt, viel getrunken und manches geraucht und geschnupft wird. Mehr passiert nicht. Entwickelt sich eine der Hauptfiguren zum Guten, zum Schlechten, zu irgendetwas? So dass ich als Zuschauer mitfiebern kann? Hoffen kann, dass ihr endlich was Gutes passiert oder sie eine schlaue Entscheidung trifft. Nö. Der erste Beutezug sieht ziemlich genauso aus, wie der letzte oder einer in der Mitte. Die Figuren sagen auch mehr oder weniger die gleichen Sätze. Am Ende steht jede Figur da, wo sie am Anfang auch schon gewesen war. Mit dem Unterschied, dass sie am Anfang ein zu kurzes Kleidchen von Top Shop trug, dazwischen ein sehr teures von, sagen wir, Prada, das eigentlich Paris Hilton gehört, und am Ende orange Gefängniskleidung.

Kate und ich haben uns also ziemlich gelangweilt. Und damit haben wir schon nach gut 20 Minuten angefangen. Die anderen übrigens auch. Das Kino war ausverkauft. Alle hatten offenbar die selben guten Kritiken gelesen. Und alle haben sich trotzdem gelangweilt.

Ich hab’s nicht verstanden. Wieso hat uns niemand verraten, dass der Film langweilig ist? Am nächsten Morgen bin ich durch das Netz gesurft um zu schauen, ob ich schlechte Kritiken vorher übersehen hatte. Aber nö, da war nix. Streng genommen gab es aber auch gar keine echten Kritiken. Nur überall recht beeindruckte Interviews mit Sofia Coppola, Emma Watson. Und viele faszinierte Berichte über die Jugendlichen, die zwischen 2008 und 2009 tatsächlich in verschiedene Häuser in den Hollywood Hills eingebrochen sind.

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