Zeitschriften sind so Achtziger

Mathildes Leseliste - früher

Ich habe Zeitschriften geliebt. Hätten wir einen Dachboden gehabt, dann wäre ich heute vielleicht stolzer Besitzer eines umfangreichen Archivs. Höchstwahrscheinlich könnte ich jetzt noch in alten Ausgaben der Constanze elegante Damen bewundern, über schultergepolsterte bonbonfarbenen Jackets in der Freundin schmunzeln. Oder diese Schminktipps in der Brigitte. Die waren immer ein bisschen wie ein Fotoroman: ein hübscher Mädchenmund nach dem nächsten zeigte in Großaufnahme, wie ich mit Lippenstift, Gloss und Konturstift umgehen sollte. Architektur, Mode, Lifestyle, alles was man bunt bebildern kann, habe ich gerne geblättert. Leider wohnten wir in einem Ziegelstein-Bungalow im Stil des späten Bauhauses. So viele Vorteile ein derart cooles Elternhaus haben mag, ein Dachboden gehört nicht dazu.

Später

bin ich häufig umgezogen, aber in jeder Wohnung hatte ich schnell ein neues, altes Zeitschriftenarchiv. Oft habe ich Zeitschriften neben dem Sofa aufgestapelt, obenauf eine Glasplatte gelegt, fertig war mein Beistelltisch. Wollte ich in einer alten „Brigitte“ oder „Schöner Wohnen“ blättern, und das wollte ich öfter, musste ich innenarchitektonisch tätig werden.

Der perfekte Kaffee gehört zur Leselust wie die Sonne zum Schein

Der perfekte Kaffee gehört zur Leselust wie die Sonne zum Schein

Das ist vorbei. Interessiert mich nicht mehr. Punkt. Jetzt blättere ich lieber in Blogs. Da finde ich auch Bilderwelten und unterhaltsame Texte. Aber sie müllen mir nicht mehr meine kleine Großstadtwohnung zu. Und ihr Archiv behalten sie netterweise meist auch. Sogar die ausländischen Blogs erlauben mir einen Blick in die internationale Modewelt ohne Unsummen im Zeitschriftenladen des Hauptbahnhofs ausgeben zu müssen. Aber das erzählte ich bereits. Möchte ich wissen, was die deutschen Mädels tragen, schaue ich bei Jessie in Berlin nach oder bei Amelie, Milena und Antonia aus München. Fast jede Woche schaue ich auch eben mal bei Ricarda vorbei um zu schauen, ob es neue Wohninspirationen gibt. Fast genauso gerne schaue ich bei Stilsucht vorbei. Schließlich bin ich immer auf der Suche nach dem perfekten Ding.

Ach, hätte es damals doch so Tolles wie Blogs schon gegeben. Ich könnte eben noch mal nachgucken, wie das mit dem Trendfarben Weiß und Gold Anfang der Achtziger genau ausgeschaut hat. Aber wir hatten ja nichts.

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