Festspiele

Sicherheitsmänner beim Open Flair in Eschwege – Mathilde Magazin

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Ich weiß nicht, ob Rilke an Festivals gedacht hat, etwa die, die mir diesen Sommer verschönert haben.

Mathilde mag ihre Devotienalien

Aber großartig waren sie, vor allem das Festival, das ich in all den Jahren am häufigsten besucht habe: das Open-Flair. Ich hatte es zwischendurch ein bisschen vergessen, neue Freunde, neue Abenteuer, man kennt das, irgendwie ist das Leben in der neuen Stadt wichtiger als die verblassende Erinnerung an alte Zeiten.

Es ist ein kleines Festival, einst mit Mitteln der Zonenrandförderung, allein das Wort – großartig, ins Leben gerufen, hat das Festival uns allen viele wunderbare Momente beschert. Ich habe Rio Reiser auf dem Flair zugehört, Jule Neigel, Philipp Boa und seinen Voodooclub bewundert. Später habe ich mich in die Geigen von m.walking on the water verliebt. Die Fantastischen Vier, The Bosshoss, Seeed, Die Happy, ach die Liste ließe sich fortsetzen. Aber das isses nicht, am tollsten waren immer die Momente, die gar nicht geplant waren. Zum Beispiel als wir uns in das Zirkuszelt, ja auf dem Flair treten die Künstler auch im Zirkuszelt auf, als wir also auf den wackligen Bänken saßen ohne zu wissen, was uns erwartete. Und dann sangen drei Jungs völlig ungerührt Sachen wie das hier: „Ich hab dich lieb, das weißt du genau, du bist echt ne Klassefrau, aber eins find ich nicht so toll, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. – Du willst immer nur ficken, immer nur ficken mit mir.“ Wie gut, dass ich vorher nicht wusste, was mich erwartet, ich musste so lachen. Und so war es oft mit dem Open-Flair. Die Mischung aus bekannten Künstlern, Kleinkünstlern, Artisten und Überraschungen macht das Festival aus. Dieses Jahr zum Beispiel lief ein Trupp wichtig dreinblickender Sargträger an mir vorbei, für jeden, der seinen Fotoapparat zückte, hielten sie an und guckten wichtig. Über die Jahre ist das Festival groß geworden, riesig fast für die kleine Stadt, in der es stattfindet. Seeed haben gespielt, auch so welche, die ganz schon groß geworden sind mit den Jahren. Ich habe ihre Bühnenschau bewundert, bei Jupiter Jones mitgefeiert. Kurz, ich habe mich wieder verliebt in ein großes Festspiel in einer kleinen Stadt. Herzlichen Glückwunsch zum 30.

Das Flair zu Grabe tragen?, nein der walk act  fängt gerade erst an!

Das Flair zu Grabe tragen?, nein der walk act fängt gerade erst an!

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