Durch’s Netz gegangen #5

Mathilde mag ihren Espresso Macchiato

Diesmal mit Claus Ast, Delicous Days, Tiny Spoon und dem Trüffelschwein.

Es ist wieder Montag und damit Zeit für eine frische Leseliste zum morgendlichen (na gut, wer möchte auch gerne mittäglichen, nachmittäglichen oder was-weiß-ich-wann) Kaffee. À propos Café, neulich musste ich tagsüber gut anderthalb Stunden zwischen zwei Terminen überbrücken. Also ging ich in die hübsche kleine Elbgold Filiale am Mühlenkamp, packte meinen Rechner aus und wollte eigentlich rasch einen Artikel fertig schreiben. Dazu kam es nicht so wirklich. Die anderen Leute waren einfach zu … unterhaltsam.

Zwei Tische weiter saßen drei mittelalte Mädels. Alle so Großstadt-lifestylig zurecht gemacht, hübsch manikürte Fingernägel in zartrosé oder grau, total individueller Modeschmuck, Skinny Jeans + lässige Seidenbluse + Highheels. Auf dem kleinen Cafétisch hatten sie eine ganze Ladung genau diesen Modeschmucks ausgebreitet: Ketten mit dicken, runden, bunten Glassteinen, Armreifen, Ringe. Darüber zwitscherten sie ganz euphorisch Marketingsprech. „It’s all about the energy. A positive feeling.“ hörte ich und: „Together we can do something great.“ Ihre Energie ließ die ganze Zeit nicht nach.
Das Paar am Tisch schräg gegenüber schien das nicht weiter zu stören, die hatten wahrscheinlich selber genug positive Energie. Er war ein relativ kleiner Mann mit etwas mageren Haaren und einem leicht abgenutztem Gesicht. Das aber tat seiner positiven Energie irgendwie keinen Abbruch, er versank mit seinen Blicken geradezu im Ausschnitt seiner Tischdame. Die hatte ein deutlich glatteres Gesicht, lange braune Haare, einen unsicheren Blick, der sich fast zwischen ihren runden Schultern verkroch. Auch bei den Beiden war Energie mit Kreativität gepaart, bei ihnen ging es ums Saxophonspielen.

Was wollte ich gerade sagen? Ach ja, die Leseliste. Für einen schnellen Espresso zwischendurch ist der Skizzenblog von Claus Ast prima. Kurz über eine seiner Zeichnungen schmunzeln und dann weiter im Tag.
In der Woche komme ich nicht so richtig zum regelmäßigen Kochen. Zu viele Termine tagsüber, oft reicht es nur für ein Langeweiler-Brötchen im Auto.

Was schade ist, weil ich eigentlich ganz gerne koche. Bekannte Lieblingssachen mache ich genauso gerne, wie ich neue Geschmackskombis ausprobiere. Als (zugegeben) etwas geschmacksneutraler Ersatz schmökere ich dann zwischendurch in einigen Kochblogs. Gerade habe ich den Geschmack von frisch aufgebrühtem Kaffee noch auf der Zunge, deshalb schaue ich, was die anderen für, zum oder mit Kaffee kochen. Nicole von Delicious Days schlägt einen Kaffeelikör vor. Geht ganz schnell, sagt sie, in weniger als fünf Minuten hat man 150 Gramm Kandis, 1 Zimtstange, 2 Sternanis, 5 Nelken, 25 Kaffeebohnen und 500 Milliliter Grappa gemischt, in hübsche kleine Fläschchen gefüllt. So ein Likör, Kaffee hin oder her, passt für mein Gefühl eher nachmittags oder lieber abends nach einem großen Dinner.

Julia von Tiny Sporn macht einen Dutch Baby. Das ist ein Pfannkuchen aus dem Ofen, der mit Birnen gemacht wird und top schnell zubereitet ist. Warum das Teil holländischer Säugling heißt, hat sich mir nicht erschlossen, aber lecker klingt es allemal. Und schnell zubereitet soll der auch sein. Glauben Sie nicht? Doch, hier ist der Beweis.

Das Trüffelschwein sind viele Schweizer Köche, die vor nix zurückschrecken – höchstens vielleicht schlechten Messern und langweiligem Geschmack. In der Schweiz kochen sie alles, nur lecker muss es sein. Ich finde da so spannende Sachen wie Appenzeler Mais Scones (könnte ich mich vielleicht nächsten Samstag dran wagen), Kimchi (eine kurze Zeit hatten wir einen prima Koeraner hier im Viertel, leider hat der inzwischen dicht gemacht, seine Preise waren wohl zu gut), Schweinsfilet mit Bärlauchfüllung, und, und, und. Zum Kaffee breiten sie mir eine süße Milch zu, wie sie in Argentiniern wohl üblich ist. (Keine Ahnung, ich war noch nie in Argentinien, steht aber ganz oben auf meiner Reiseliste.) Für die Dulce de Lece braucht man bloß das Mark einer Vanilleschote mit Milch und Zucker aufkochen, etwas Natron und Wasser verrühren und in Gläser abfüllen. Das ist genau meine Sorte Rezept, nicht richtig schwer, aber es gibt das Gefühl ein echter Gourmet zu sein.

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