Vorstadtweiber

Mathilde mag die Vorstadtweiber

Das kann schon sein, dass ich zu unintellektuell für das Feuilleton bin, sehr gut sogar. Die schlauen Autoren dort fanden nämlich die Vorstadtweiber durch die Bank weg fad. Die Idee hätte vielleicht Potential, allein die Figuren seien zu holzschnittartig, daran könne auch der Wiener Dialekt nix ändern.
„Geh schaßen, Du Trottel“ um es mit Maria, einem der Vorstadtweiber, zu sagen.

Um Tiefgründigkeit geht es doch gar nicht. Das Wienerische hat so eine samtige Unverschämtheit. Genau die richtige Grundlage für eine bösartige Geschichte der feinen Gesellschaft. Fünf Vorstadtweiber in allen Stadien des Gattinnen-Daseins, von zweiter jüngerer Ehefrau (ehemalige Geliebte), über Schau-Gattin in der mittelalten Ausführung a (Gatte schwul, fürs Geschäft braucht’s darum eine vorzeigbare Gattin), Schau-Gattin der Variante b (Gatte reich, sie liefert den zum Geschäft passenden Adels-Titel ), ausrangierter Exgattin (wegen jüngerer Geliebter, Sie wissen schon) bis zur Geliebten, die ihr eigenes Geld verdient und sich den Ehemann ertricksen will. Gut mit krimineller Energie, aber das tun alle in der Serie. Seien es die korrupten Gatten, die ihr Geld mit windigen Geschäften machen oder die Ehefrauen, die für den finanziellen Status-Quo über Leichen gehen. Irgendwie müssen Vorstadtvilla und Vorzeigehandtasche, Sekt und Sex schließlich finanziert werden. Und dazwischen reden sie halt.

Nonchalance und Niedertracht

„Sag ‚amal, merkst du des nicht? Der will mich kaufen.“ Eben, aber das macht nix. Schließlich will sie auch so leben wie die anderen Damen des ersten Bezirks. Ob die Ehefrau des Büro-Kollegen das wirklich will, weiß sie vermutlich selbst nicht. Die anderen Gattinnen haben schließlich so ihre Problemchen. Kleine: „Der durft‘ die Waltraud nicht a’mal zu Ende frisieren. Das ist doch unmenschlich.“ Und größere (schwuler Gatte), aber es gibt Lösungen, natürlich: „Ich hab‘ meinen Bausparer aufgelöst und in Streicheleinheiten investiert, das baut sehr viel mehr auf.“

Das Gesetz der Serie

So holzschnittartig* die Figuren sein mögen, den Drehbuchschreibern gelingt es immer wieder überraschende (nicht zwingend glaubwürdige) Wendungen einzubauen. Da geht die betrogene Ehefrau schon mal einen Pakt mit dem betrügenden Liebhaber des Gatten ein, der diesem ein paar gebrochene Rippen und neuen Handlungsdruck einbringt. Die heiratswillige Geliebte lässt sich erpressen und macht dann doch alles anders. Es bleibt spannend. Wie gut, dass das Gesetz der Serie eine zweite Staffel verlangt. Und wie gut, dass sie da vermutlich auch wieder reden werden. Ha.

*Hicks und Hihi, hörte die Autorin der Zeit hauptsächlich, als sie den Tiefgang suchte.

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