Hafengeburtstag

Segelschiffe vor dem Hamburger Hafen

Der Hamburger Hafengeburtstag rangiert in meiner persönlichen Wahrnehmung in einer Liga mit dem Hamburger Dom und dem Weihnachtsmarkt auf St. Pauli. Kann man machen, ist aber eher freudlos. Herumdrängeln in betrunkenen Menschenmassen, mittelmäßiges Straßenhändler-Essen und lauwarmes Bier – och nee. Mindestens dem Hafen gegenüber ist das vielleicht ein klein wenig ungerecht, immerhin hat der im besten Fall glitzerndes Wasser plus Segelschiffe mit stolzgeschwellter Canvas-Brust zu bieten.

Dieses Jahr haben wir die perfekte Lösung gefunden.

Die bestand darin, eben nicht zum Hafen zu gehen, sondern in Blankenese auf dem Berg zu frühstücken. Bis hierhin fahren die meisten Schiffe nämlich raus um sich zur großen Einlaufparade zu sammeln. Zugegeben, es hat was Oma-haftes aus dem Wohnzimmerfenster zu lehnen und Schiffe zu zählen. Aber wenn es dazu, Kaffee, Sekt und Leckereien gibt, kann ich mit dem großmütterlichem Ruf ganz gut leben. Wir saßen also in der Sonne, quatschten uns fest … und hätten darüber fast das Schiffe bestaunen vergessen. Zum Glück hatten wir dafür die Jungs, die sich über technische Details der Schiffe freuten – eine Dreimastbark, der Großsegler da braucht einen Schlepper hinter sich um rechtzeitig bremsen zu können, sein Motor ist zu klein für seinen Rumpf, guck mal der da fährt mit einem zusätzlichen Rah-Segel. Funktioniert bei Segelschiffen offensichtlich genauso gut wie früher beim Auto-Quartett.
Seit dem feiertäglichem Donnerstag weiß ich nun was Blauwassersegeln ist. Oder genauer, ich weiß jetzt, dass es nicht um Schönwettersegeln bei ruhiger See und blauem Himmel geht, sondern um wochenlanges Segeln ohne Land in Sicht. Außerdem kenne ich nun lauter schöne Schiffe vom Grüßen. Und da das hier ja gelegentlich ein Serviceblog ist, will ich mein neu erworbenes Angeberwissen gerne teilen.

Segelschiffe im Hafen

– Die Alexander von Humboldt II ist eine schicke Dreimastbark unter deutscher Flagge, wie ich neuerdings weiß. Sie ist stattliche 65 Meter lang und verteilt auf 24 Segeln insgesamt 1.360 Quadratmeter grünes Segeltuch. (Die Bierwerbung, Sie kennen das.)
– Mehr angeben kann die Dar Mlodziezy, ein polnisches Schulschiff, das sogar knapp 109 Meter lang ist, drei große Masten hat und bis zu 180 Passagiere mitnehmen kann.
Kruzenshtern ist heute ein russisches Schiff, auf dem bis zu 42 Passagiere mitfahren können. Als „Padua“ lief das 114,5 Meter lange Schiff 1926 in Bremerhaven vom Stapel. Sie war wohl das letzte Frachtschiff, das ausschließlich mit Windkraft angetrieben wurde, danach wurden alle Frachter mit Motoren ausgestattet. Heute versuchen einige Reedereien zum Teil ja wohl wieder einen Teil des Antriebs aus dem Wind zu holen, ist schließlich billiger als der teure Schiffsdiesel.
– Genauso russisch wie die Kruzenshtern ist die Mir, die sich auf ganze 109 Metern in die Länge streckt, damit gehört sie zu den größten Windjammern der Welt. Dann fährt beim diesjährigen Hafengeburtstag noch die
Santa Maria Manuela mit. Wie gut, dass das ein Schiff und kein Mädchen ist, so spießig miefig der Name nach den 50ern klingt. Na gut, die Dame kommt aus Portugal, da geht so ein Name schon mal durch. Außerdem ist sie dieses Jahr zum ersten Mal beim Hafengeburtstag dabei, da will ich mal nicht so un-nett sein.
– Die Cap San Diego braucht man in Hamburg eigentlich nicht vorzustellen. Das Museums-Frachtschiff, das mithilfe der Stadt und vielen Freiweilligen einst in einer Gemeinschaftsaktion vor dem Schrottplatz gerettet wurde, ist zwar immer noch fahrtüchtig, liegt aber trotzdem meist im Hamburger Hafen. Die San Diego gehört hierher wie der Michel und die Speicherstadt. Falls Sie es nicht eh schon gemacht haben, schauen Sie sich die mal an.

Hamburg im Frühling

Solange ich nicht an Bord und in den Wind kotzen muss, finde ich diese Segelschiffe ja sehr schmuck. Noch bis Sonntag können die meisten Großsegler erkundet werden. Einige nehmen auch Gäste mit. Kaffeetrinken mit Blick auf Elbe und Schiffe können Sie in Blankenese hier übrigens ganz prima. Ich hab’s ausprobiert, ist schön da, der Kuchen lecker und die Kellner auch bei Sonnenschein und Leute-Massen ausgesprochen nett.

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