Nachrichtenlage

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Es mag an den Zeitläuften liegen. Zur Zeit interessieren mich Nachrichten besonders aus dem Ausland über die Maßen. Noch ist mir nicht so recht klar, was ich mit derart gewonnenen Erkenntnissen anfangen will, aber Wissen scheint mir allemal besser als Nichtwissen.

Zuletzt schienen die schlechten Nachrichten* vermehrt aus dem Ausland zu kommen. Seitdem lese ich wieder vermehrt international. Und nachdem ich im Ausland in aller Regel eher weniger unmittelbar ausrichten kann, interessieren mich längere Erklär-Stücke oft mehr als kurze Fakten-Häppchen.

The New York Radio Hour

Der Charakter des zukünftigen US-amerikanischen Präsidenten scheint, äh, zweifelhaft. Ich meine mich zu erinnern, von der Abwesenheit moralischer Richtlinien zuerst letzten Sommer in einem Interview in der New York Radio Hour gehört zu haben. Tony Schwartz, zum Co-Autoren aufgestiegener Ghostwriter des Trump Romans „The Art of the Deal“, schien seine Zusammenarbeit inzwischen leid zu tun. Zuletzt habe ich in der Radio Hour ein längeres Feature von David Remnick gehört über die letzte Lebens- und Schaffensphase Leonard Cohens. Ich war abwechselnd amüsiert und zu Tränen gerührt. Und muss jetzt unbedingt das letzte Album des Mannes haben, dessen erstes ich oft auf langen Autofahrten höre.
Womit anfangen?
Egal. Jede Folge der New York Radio Hour, ist ein kultureller, politischer und wirtschaftlicher Gemischtwarenladen: Ein Interview mit der Britin Zadie Smith über den Tod der Novelle, eine Reportage über die humanitäre Katastrophe in Syrien, eine Reflexion von „Germany’s Traumatized Kriegskinder“ oder ein Stück über die Entstehung von Instagram – mindestens einen Teil des wöchentlichen Dreiklangs aus New York finde ich spannend. Meist höre ich die Hour beim Joggen, das passt zeitlich ganz gut.

The New York Times

Gelegentlich gehe ich nach dem Training im Fitnessstudio in die Bar des benachbarten Hotels. Sie machen dort eine ziemlich leckere heiße Schokolade (Wenn nicht für die Belohnung danach, warum sollte man wohl in so ein Fitnessstudio gehen?), vor allem haben sie immer tagesaktuelle Zeitungen ausliegen. Zum Beispiel die New York Times, die ich dann ganz old school in ein, zwei Artikeln lese, bevor ich körperlich und seelisch gestärkt in meinen Alltag zurück gehe. Online gibt es das Wichtigste aus New York und der Welt natürlich auch.
Womit anfangen?
Mit New York. Natürlich müssen weder Sie noch ich wirklich wissen, wo es die beste Pizza in Town gibt. Gelegentlich verstecken sich aber auf den New York Seiten die spannenden Hintergrund-Geschichten, etwa die wie lange der Trump Clan den Rauswurf von Chris Christie aus dem Trump Circle vorbereitet hat.

Planet Money

Das halbstündige Format des amerikanischen National Public Radio ist so eine Art Sendung mit der Maus für Finanzthemen. Ich bin kein Wirtschaftsexperte, gerade deshalb finde ich es spannend, Zusammenhänge erklärt zu bekommen, die mir sonst entweder gar nicht auffielen oder die ich schlicht nicht durchschauen würde.
Womit anfangen?
The Cat Scam. Das ist vielleicht nicht die spektakulärste Geschichte, die ich auf dem Geldplaneten gehört habe, aber sie ist hat mir ein Stück Wirtschaft nachdrücklich erklärt. Ich habe verstanden, warum es in der Wirtschaft Makler gibt und warum das vermutlich auch in Zeiten des Internets so bleiben wird. Obwohl wir doch heute weltweit so stark vernetzt sind, das wir uns manchmal fühlen können wie in einem Dorf. Danach können Sie die Folgen „We buy oil“ hören. Zumindest mir war nicht klar, wie das Ölgeschäft mit der internationalen Finanzwelt zusammen hängt und das man als Ölförderer in Texas nicht unbedingt reich wird. (Eher nicht.) Sie können sich aber auch erklären lassen, wie es dazu kam, dass Venezuelas Wirtschaft geradezu implodierte.

Meet the Press

ist so etwas wie der Internationale Frühschoppen der US-Amerikaner. Immer Sonntags strahlt NBC eine Dreiviertelstunde Interviews, Talk-Runden und kurze Berichte zu den politischen Aktualitäten des USA aus Bei den Passagen, die sich innenpolitischen Themen des USA widmen, steige ich meistens aus und spule vor, aber sobald es die Außenpolitik betrifft, bin ich wieder dabei.
Womit anfangen?
Mit der letzten Folge. Es geht um die Neuigkeiten der vergangenen Woche, die Themen altern also. Vielleicht nicht so schnell wie Breaking News aber nach drei, vier Wochen brauche ich nicht mehr zu wissen, was wir von einer Präsidentin Hillary Clinton zu erwarten haben. Es wird schließlich keine geben.

BBC News

Recht ausgewogen scheinen mir oft die BBC News zu sein. Zum einen weil bei Ihnen die Welt nicht nur aus dem amerikanischen Kontinent zu bestehen scheint, zum andern, weil die Journalisten dort mir oft Zusammenhänge und Konsequenzen erklären.
Womit anfangen?
Mit den World Seiten. Meistens will man ja doch nicht metertief in die britische Innenpolitik einsteigen. Jedenfalls solang ich nicht pensioniert bin, wird mir wohl die Zeit dazu fehlen.

Al Jazeera

Leiderleider kann ich kein Arabisch. Wie es mir überhaupt in letzter Zeit immer öfter leid tut, nicht mehr Fremdsprachen zu sprechen als meine dreieinhalb. Es limitiert einen ja doch. So lange das aber so ist, lese ich gelegentlich die englischsprachigen Seiten von Al Jazeera um zu hören, was im mittleren Osten gerade so los ist
Womit anfangen?
Mit den Middle East Seiten. So oft höre ich in den anderen Medien jedenfalls nicht, wie es im Syrischen Bürgerkrieg zugeht. Und dass der uns alle betrifft, wird spätestens seit den Flüchtlingstrecks des vergangenen Sommers keiner mehr leugnen.

Deutsche Welle

Um wenigstens ein kleines bisschen ein Gefühl der Ausgewogenheit zu haben, lese ich in letzter Zeit wieder häufiger auf den Seiten der Deutschen Welle.
Womit anfangen?
Ich fange oft mit dem Thema an, das mir auf Al Jazeera vielleicht ein wenig einseitig vorkam.

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