Ich habe eine große Bücherwand aus weißen Regalen in meinem Wohnzimmer aufgebaut. Bildungsbürgerliches Angebertum lautet wohl die korrekte Diagnose. Zu meiner Entschuldigung kann ich aber zumindest anführen, dass ich auch ganz für mich alleine gerne auf meine Bücher schaue. Einfach so, beim auf-dem-Sofa-Herumlümmeln, beim Fernsehen. Mich überfällt dann sanfter Besitzerstolz. Manchmal gehe ich am Regal entlang, nehme ein Buch in die Hand, lese ein paar Zeilen. Dass ich einen ganzen Roman ein zweites Mal lese, kommt eher selten vor. Bei
Milan Kunderas Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins aber habe ich genau das getan. Zum Beweis habe ich das zartgelbe, eifrig benutzte Taschenbuch gleich zwei mal mit Datum signiert. Das erste Mal am 5.6.1991 in Kassel und dann noch einmal achtzehn Jahre später – wieder im Juni – am 22. später in Hamburg. Zwischendurch ist die Geschichte nicht alt geworden. Noch immer hat die Liebesgeschichte um Tomas und Teresa nichts eingebüßt von ihrer Leichtigkeit in den schönen Momenten, von der Schwere in den schwierigen. Noch immer kann ich der Frage nachhängen, wie es wäre, wenn sich alles auf ewig wiederholen würde und darüber nachdenken, wie unpraktisch es ist, dass man seinem Leben keine Skizze voraus schicken kann.
Die „Unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ erzählt voller Verständnis für alle Figuren die Geschichte der Ménage à Trois zwischen Teresa, ihrem Mann Tomas und seiner Freundin Sabina. Diese Geschichte spielt an richtigen Orten in Prag, Zürich, Amerika und auf dem platten Land zu einer ganz bestimmten Zeit – um die Ereignisse des Prager Frühlings. Darin verwoben hat Kundera viele schlaue zeitlose Überlegungen zum Romanschreiben, zum Nachdenken über Menschen und das Leben. Deshalb mochte ich das Buch beim ersten Mal so gerne. Beim zweiten Lesen war ich ganz erleichtert, dass es nicht kitschig oder pathetisch geworden ist über die Jahre. Das passt noch immer.
Warum mir das wieder in den Sinn kommt? Heute ist der 20. Welttag des Buches. Ich werde gleich mal mein Lieblingsbuch posten.