Soziale Nähe

Ich finde „Social Distancing“, der Begriff dieser Wochen, trifft es nicht so recht. Sozial rücken mir meine Lieben, Freund und Bekannte immer näher, manchmal fast zu nah auf die Pelle. So viele Leute wie zur Zeit habe ich sonst nie in der Wohnung.

Soziale Nähe

Und in normalen Zeiten räume ich vorher auch auf, bevor Gäste unsere Wohnung betreten. Das schaffe ich im Moment bei all den verschiedenen Videokonferenzen gar nicht mehr. Fast jeden Abend um viertel vor sechs, fragt meine Mama in einer Textnachricht mit vielen Fragezeichen, wann wir anfangen. Also so etwa: ???? Einer meiner Brüder schreibt dann, gleich, bin noch unterwegs. Und zack, sitzen wir bei uns gegenseitig im Wohnzimmer. Meine Mama singt Kinderlieder für die jüngsten Enkelinnen, die in London dann immer ganz konzentriert auf den Bildschirm schauen und manchmal ein bisschen mitklatschen. Mein Neffe erklärt mir ernst den Unterschied zwischen einem Bagger, einem Gabelstapler und einem Radlader. Alle reden ein bisschen durcheinander. Körperlich mögen wir gerade sehr distanziert sein, aber so häufig habe ich mit meinen Geschwistern nicht mehr zusammen Abendbrot gegessen, seit ich ausgezogen bin.

Körperliche Distanz

Soziale Nähe bei körperlicher Distanz kann ich auch mit Anderen. Neuerdings verabrede ich mich zu Spaziergängen. Und so treffe ich dann Freundinnen zum Reden und Gehen. Normalerweise gehe ich dienstagabends mit einigen Freunden aufs Wasser. Meist rudern wir die Alster zur Ohlsdorfer Schleuse hinauf und trinken später im Ruderclub ein Kaltgetränk. Aus Gründen geht das gerade nicht mehr. Deshalb trinken wir jetzt dienstags ein Kaltgetränk vorm Bildschirm.

Anderswo ist auch Corona

Smilla geht auch spazieren und hilft in der Nachbarschaft. Friederike findet „Mal was ganz Anderes“ und ich? Ich lese gleich noch ein Kochbuch, die handschriftlichen Notizen der Oma des Alltagsprinzen oder ein Rezept von Dorothee. Was das Kochen angeht, eskalieren wir hier gerade. Und Sie so?

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