So hätte ein Krimi anfangen können, anfangen müssen. Es war schon dunkel, das Kopfsteinpflaster glänzte im Regen und wir hatten Mühe den Parkplatz zu finden. Schon zweimal waren wir an dem stattlichen Gebäude vorbeigefahren. Auf der engen Straße gab es keinen Parkplatz, auch keinen winzig kleinen, zum nur mal eben kurz halten. Schließlich hielt ich doch kurz und der Alltagsprinz sprang raus, hinter uns stoppten einige ärgerliche Autos. Es nutzte nichts, irgendwie mussten wir ja zur Rezeption kommen. Im Internet hatten wir gelesen, wir hätten noch knapp 20 Minuten Zeit und wir wollten unbedingt vermeiden, das Rätsel mit dem hinterlegten Schlüssel zu lösen. Es kam anders.
Ein paar Meter weiter auf dem Dorfparkplatz fand ich dann doch endlich einen Parkplatz und lief durch den Regen zurück zum Hotel. Der Alltagsprinz stand etwas verloren im schwach beleuchteten Eingangsflur. Eine schmale Stehkommode, die wohl als Rezeption diente, lehnt einsam und verlassen an der Wand. In regelmäßigen Abständen spendete ein Nachtlicht, so ein Ding, wie ich es als Kind neben meinem Bett hatte, damit ich mich nachts nicht so sehr vor der Dunkelheit erschreckte, solche Lämpchen spendeten im Hotelflur ein winziges bisschen Helligkeit. Oben hörten wir Stimmen, irgendwelche Leute schienen ebenfalls ihr Zimmer zu suchen. Wir brauchten überhaupt erst einmal einen Schlüssel und einen Hinweis, wo unser Zimmer sein könnte. Sonst schien alles leer. Das Haus wirkte groß und etwas unheimlich. Am Ende des Flurs öffnete sich der Blick zu einem riesigen, zwei Stockwerke hohen Saal. Kleine Samtsesselchen gruppierten sich um runde Tische. Hinten stand ein Flügel. Immer noch sehr wenig Licht. Eigentlich müsste jetzt irgendwo in der Ecke eine Leiche…, dachte ich noch. Stattdessen entdeckte ich an der Wand ein weiteres Klavier, noch verstimmter als der große Flügel. Der Alltagsprinz klickte sich durch die Hotel-App. Hinweise: Fehlanzeige. Nur, dass bis 18 Uhr jemand an der Rezeption sein sollte. Aber da war ja nun niemand. Immerhin auch keine Leiche. Auf dem Weg zurück zur Rezeption entdeckte ich ein weiteres Klavier. Und die Toiletten, puuh, das entspannte die Situation ein wenig. Von oben kamen die Leute runter, die wir schon auf der Suche nach ihrem Zimmer gehört hatten. Wir beratschlagten gemeinsam unser Nichtwissen. Schließlich, warum waren wir da nicht eher drauf gekommen, lasen wir noch mal in der Mail nach, die wir zur Bestätigung der Buchung bekommen hatten. Nach einer etwas umständlichen Beschreibung, wie wir zum Hotelparkplatz fahren sollten, fand sich weiter unten einen Beschreibung des Fußweges, den wir vom Auto zu unserem Hotelzimmer nehmen sollten. Es kam eine Außentreppe vor, ein Minisafe, der sich hinter einem Zahlenschloss schützte und schließlich unser Zimmer.
Anfang Februar sind wir wieder in Tating an der Nordsee. Aber jetzt weiß ich ja, wie’s läuft. Hier lief es blöderweise eine ganze Weile gar nicht mehr. Das ändert sich jetzt aber wieder, neues Jahr, neue Vorsätze, Sie kennen das. Es wird wieder die Schreibe-Freitage im Café geben. Das habe ich mir fest vorgenommen. Ohne Leichen hoffe ich, aber vielleicht mit ein bisschen Klavier. Auf dem Flügel in Tating habe ich „Bella Ciao“ geklimpert und das war trotz der wackeligen, windschiefen Tasten überraschend schön. Im Februar fahre ich wieder hin. Mal sehen, ob es dieses Mal eine Leiche gibt.
Nostalgische Gefühle stellen sich ein. Mit dem Bloggen habe ich im vergangenen Jahr auch das Bloglesen etwas vernachlässigt. Wie lange habe nicht mehr bei Herrn Buddenbohm vorbei geschaut? Auf einmal fallen sie mir alle wieder ein. Das Kännchenblog. Die Geschichten vom Hübschen, da musste ich doch tatsächlich länger suchen, verschiedene Suchworte verbrauchen, bis es mir wieder eingefallen war. Alltagsgeschichte anderer Leute, nix Aufregendes, ich weiß schon. (Die Auswahl ist selbstverständlich vollkommen subjektiv und rein zufällig. Fragen Sie mich mal, was mein Unterbewusstsein als erstes nach oben spült.) Aber ich mag das, ab und an bei anderen vorbei zu schauen und zu gucken, was die so gerade auf dem Tisch haben.
In diesem Sinne, ich hoffe, wir lesen uns wieder öfter.