Es ist so ungerecht. Immer wenn ich weiß, dass ich lange aufbleiben will (zum Beispiel weil La Brassbanda nun mal das letzte Konzert des Freitagabend spielen und eben erst gegen Mitternacht auf die Bühne gehen), werde ich tot müde, aber so was von. Natürlich bin ich normalerweise an einem durchschnittlichen Freitag um, sagen wir, halb zehn mit allem Möglichem beschäftigt, aber bestimmt nicht mit Müdigkeit.
Zum Glück
hat mich Erlend Øye mit seiner Gute-Laune-Musik aus dem Zwischentief rausgeholt. Als die Jungs mit den dicken Waden, barfuß die Bühne stürmen, geht’s ab und ich mit. Ausgelassen trommelt das Schlagzeug die Blechbläser vor sich her. Mit Tuba, Trompete, Posaune, E-Bass und Schlagzeug schafft die Truppe um Stefan Dettl einen fröhlichen Party-Sound. Los geht es mit einer stürmischen Polka. Dettl singt irgendwas dazu. Tschuldigung, ich kann kein Kisuaheli oder wie sie es im Süden nennen: Bairisch. Macht nix, es geht eh um was anderes. Wir tanzen auf dem großen Platz vor der Hauptbühne von Blohm und Voss. Zwischendurch wird Dettls Bairisch erstaunlich verständlich, etwa wenn er uns die Geschichte von dem reizenden britischen Herrn erzählt, der einst mit „You say Capain, I say wot“ in aller Ohren war. Jedenfalls haben die Jungs mit dem Herrn seinen berühmten Song noch einmal aufgenommen, obwohl dem über 60-Jährigen die ganze Aktion wohl doch recht viel Action war. Der englische Text, die Popmusik und der Blechbläser-Punk passen erstaunlich gut zusammen. Dann erkärt uns Dettl warum Kratftwerks Lied vom „Model“ so wegweisend war. Also musikalisch, sagt er, vom Text her nett so: „Sie ist ein Model und sie sieht gut aus.“
Ach Text, wird eh völlig überbewertet, sollen sie doch singen, was sie wollen. Außerdem wollen Stefan Dettl , Manuel Winbeck, Manuel da Coll, Korbi Weber, Tobi Weber, Jörg Hartl, Stefan Huber, Fabi Jungreithmayr und Mario Schönhofer eh bloß spielen. Das aber richtig.