Ach, man müsste viel öfter verreisen. Und wenn die Zeit für die großen lebensverändernden Reisen gerade aus ist, dann ist eine kleine Stippvisite genauso schön. Leider geht diese simple Erkenntnis in der Alltagssuppe manchmal unter.
Schwerin, zum Beispiel ist von Hamburg etwa anderthalb Stunden mit dem Auto entfernt.* Nicht die Welt sollte man meinen. Habe wir uns vergangenen Sonntag auch gedacht. Ganz ohne Stadtmarketing unterstütztes Trallala in Form von Bundesgartenschau oder Open-Air-Oper. Die Stadt ist auch ohne all das recht ansehnlich. (Und vor allem dauerhaft da.)
Ihren Dom etwa haben die Schweriner schon seit dem 12. Jahrhundert (na gut, nur winzige Teile, dessen, was heute als Dom mitten in der Stadt steht, aber trotzdem). Imposant ragt er zwischen weißen Bürgerhäusern in den Himmel.
Das Schloss, in dem heute der Landtag residiert, sieht zwar aus der Ferne recht märchenhaft aus. Aber Sie haben recht geraten, wenn es einen zu sehr an Walt Disney erinnert, dann ist es auch disney-esk. Die heutige Gestalt wurde durch größere Umbaumaßnahmen Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen. Romantischer Historismus nennen Kunstgeschichtler den Baustil, sieht man, ne? Vorbild war das französische Schloss Chambord
Das Schöne an so einer kleinen, fast möchte man sagen, winziges Residenzstadt: Es lässt sich prima vor und zurück spazieren, vom Schloss auf dem See kreuz und quer zum Dom, weiter zu Pfaffenteich mit dem Waffenarsenal, wieder zurück, am Schloss vorbei in Richtung Fauler See (jaaa, der heißt wirklich so) über das Gelände der Bundesgartenschau. Zwischendurch schauen wir am Marktplatz Tangotänzern zu, die in der nachmittäglichen Sonne, ein bisschen Leben ins verträumte Kleinstadtleben bringen. So verträumt Straßen und Gässchen gelegentlich wirken, an Café und Restaurant mangelt es nicht.**
Später üben wir auf der grünen Wiese am Burgsee jonglieren.
Ein letzter Blick aufs Schloss im Abendlicht. Und ab nach Hause.
*Dass Schwerin in der Nähe liegt und außerordentlich hübsch ist, wusste ich eigentlich auch schon mal. Schließlich habe ich es extra hier aufgeschrieben.
** Wenngleich Eisdielen nicht direkt zur Kernkompetenz zählen.