Das Pianohaus Trübger ist eine Hamburger Institution. Schon seit seiner Gründung 1872 steht der inzwischen alterwürdige Laden in der Schanze mitten in Hamburg. Klavier spielen fällt einem nun nicht direkt als erstes bei der Schanze ein. Drumherum braust das Leben, hat sich die Gegend vom Arbeitsviertel zum heruntergekommenen ehemaligen Arbeiterviertel und zum Szene-Kiez entwickelt. Drinnen werden in aller Ruhe schwarzglänzende Klaviere poliert und Flügel gestimmt. Hinter den Verkaufsräumen auf anderthalb versetzten Ebenen befindet sich außerdem eine Werkstatt. Und wenn man
an all den glänzenden Flügeln, schwarzen und weißen Pianos vorbei gegangen ist, findet man ganz hinten links einen kleinen bescheidenen Raum, darin ein einzelnes Klavier. Für niedliche 50 Cent kann man den Raum für 12 Minuten mieten (2,50 Euro kostet eine ganze Stunde) um in aller Ruhe hinter der dicken Tür in jeder Lautstärke Klavier zu spielen . Ist das nicht wundervoll?
Mir geht es wie vielen Hamburgern, jedenfalls denen in Szene-Vierteln, meine Wohnung ist relativ klein und die Wände dünn. Deshalb steht bei mir in der Wohnung auch nur ein leichtes E-Piano, das ich über Kopfhörer spielen kann. Möchte ich mal „richtig“ Klavier spielen, reserviere ich im Pianohaus Trübger einen Termin* mache einen kurzen Spazierganz durch’s Viertel und konzentriere mich eine Stunde lang auf Tasten und Noten. Der Vorteil eines schallisolierten Übungsraumes ist übrigens auch, dass anders als bei mir zu Hause rechts und links nicht zig Ablenkungen um meine Aufmerksamkeit buhlen. Wenn ich da bin, spiele ich Klavier. Punkt. Sonst nix.