Seit den Übergriffen in Köln, Hamburg und anderswo geht es in den sozialen wie den etablierten Medien rund. Viele, viel zu viele Menschen haben eine Meinung dazu, wie wir mit männlichen Straftätern, mit Muslimen im Allgemeinen, mit Sexismus, Gewalt und was weiß ich nicht noch umzugehen haben. Erschreckend oft ist die Diskussion erstaunlich wenig von lästigen Fakten belastet.
Wie viele Ausländer sind im vergangenen Jahr zu uns gekommen? Ist ihr kulturelles Verständnis der Rollen von Frau und Mann anders? Und wenn ja, inwiefern? Steckt in dieser kulturellen Ausprägung vielleicht die Sollbruchstelle, die bestimmte Straftaten wahrscheinlicher macht? Während in Deutschland andere Straftaten häufiger vorkommen, ein anderer Typus von Straftaten begangen wird? Bedeutet Sexismus in jeder Kultur exakt dasselbe? – Könnte man alles erst mal fundiert beantworten, bevor man eine Meinung hat, scheint mir.
Und noch viel häufiger möchte ich beim Lesen mit Rotstift wie unter einen Deutsch-Aufsatz in der Schule schreiben: Gehört nicht zum Thema. Ja, auch in Deutschland gibt es Sexismus, Ungerechtigkeiten bei der Chancen-Verteilung, es gibt Anzüglichkeiten und unwitzige Herrenwitze. Und ja auch vor dem Zuzug von Flüchtlingen hatten wir Probleme mit Straftaten und Gewalt. Andere als im Moment gerade, aber Gewalt und Straftaten gab und gibt es, ist schon klar. Nur was trägt die Aufzählung dieser unbestrittenen Tatsachen noch mal zur Lösung des Problems bei, mit dem wir uns seit den Ereignissen in der Silvesternacht beschäftigen?
Ich kenne bei weitem nicht alle Fakten um mir eine umfassend gebildete Meinung zu erlauben. Ein paar grundsätzliche Tatsachen aber sind wohl unbestritten. Viele Menschen fliehen vor Krieg und Gewalt um bei uns um Asyl zu bitten. Den Krieg in Syrien, Terror und Gewalt in Afghanistan und dem Irak wird vermutlich niemand bestreiten können. In unserem Grundgesetzt haben wir das Recht auf Asyl verankert. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass bei uns nicht Zustände wie in Syrien und anderswo entstehen. Denn genau davor sind die Leute ja geflohen, die bei uns Schutz suchen. Und wir können Gewalt und Terror im Land erst recht nicht wollen. Also müssen wir gemeinsam aushandeln, wie wir miteinander und den neuen Bewohnern in unserem Land umgehen wollen. Eine Gruppe von Zeichnern und einem Journalisten hat sich für das noch frische Jahr vorgenommen, weniger Angst und dafür mehr Wissen zu haben und es mit möglichst vielen zu teilen: Bildkorrektur. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber.