Neuerdings arbeite ich wieder häufiger die eine oder andere Stunde im Café. Kisch, Kästner – die Inspiration, Sie verstehen, was ich meine. Es könnte ja immerhin sein, dass einen die Inspiration ganz besonders nachdrücklich anfliegt, wenn man vor einer perfekten Tasse Kaffee sitzt und verträumt in den kleinen Tablett-Rechner schaut.* Man hofft ein wenig aufs Talent und tippt währenddessen in die angedeutete Tastatur auf dem Bildschirm. Na gut, es könnte auch sein, dass meine Arbeitsbutze bei den tropischen Temperaturen, die wir gerade in Hamburg haben, einfach ein wenig zu erhitzt ist, ich in der Folge auch und dass das der Konzentration nicht zuträglich ist. Verstehen Sie mich nicht falsch, wie alle Hamburger finde ich es toll, wenn es im Norden sommerlich ist. Aber das bedeutet nicht, dass wir sofort jeglichen Alltag einstellen können. Auch wenn die Horden, die mit den ersten Sonnenstrahlen am Elbstrand zu finden sind, einen das glauben machen. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja Éclair au Café –
Das ist ein Blitz aus Kaffee oder weniger poetisch ein Gebäck aus Brandteig mit einer zart nach Café schmeckenden Füllung und einer glänzenden Glasur oben auf. Der Gastraum des Eclair au Café hat einen solchen Glanz. Prächtige samtige Tapeten, vergoldete Tapeten, Blümchen auf Geschirr. Alles übrige erledigt der strahlende Sonnenschein, der so manch abgeschabte Stelle gnädig überglänzt. Ich setzte mich nach draußen auf einen der roten Plastikstühle, stapel den obligatorischen Gauloise – Aschenbecher**unter die geblümte Zuckerdose und bestelle Cappuccino und Pain au chocolat. Am Rande meiner Aufmerksamkeit plaudern andere Gäste am Rande und ich habe endlich die richtige Mischung aus warmem Sommer und kühler Brise um weiter zu tippen.
Von meinem Beobachtungsposten sehe ich die Passanten auf der Eimsbütteler Chaussee. Irgendwann entdecke ich auch den Konditor, der sich in einer schwarz-weiß gemusterten Kochhose schwer auf einen bereit gestellten Stuhl in der Sonne plumpsen lässt. Ein Lieferant kommt in einem kleinen weißen Sprinter vorbei und nach dem Ausladen setzt er sich einen Moment dazu. So muss das am späteren Vormittag. Ich vertiefe mich wieder in meinen Text, als der vorbei kommende Garçon mir ungefragt einen kleinen Zettel mit dem WLAN-Passwort zusteckt. Netter Laden, für Vormittags, für Nachmittags, für zwischendurch. Einfach immer, wenn ich mal wieder einen Kästner-Moment in meinem Freiberufler-Dasein brauche.
Die Lage: Am Rande von Eimsbüttel, kurz bevor die Chaussee zum Schulterblatt wird. Kleine Mode- unkd Schmuckläden, ein Surfbretthändler und einer, der Trompeten verkauft, eine Werbeagentur, italienische, portugiesische und sonstige Restaurants. Das Publikum dazu mögen Sie sich bitte vorstellen.
Das Drumherum: Angeschrammelte Lässigkeit und prächtiger Glanz – die richtige Mischung.
Café und Pain au chocolat: Unauffällig lecker, eigentlich genau so, wie solche Sachen müssen. Man hätte aber auch all die hübschen bunten Törtchen probieren können, die Franzosen so gerne zum Dessert nach vielgängigen Menüs essen.
Die Sorten: Die Klassiker der französischen Pâtisserie-Kunst. Ich habe sie neulich nicht probiert, aber der Konditor, so wie er da in der Sonne ausruhte, hatte jedenfalls ein vertrauen erweckendes Gewicht, wie mir schien.
Fazit: Lecker, unaufgeregt, charmant.
Der Preis: Vergessen, normal, war offensichtlich nicht weiter der Erinnerung würdig.
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