… mais pas forcément les bleus. Beim Fußball hört die Liebe auf. Aber fangen wir lieber von vorne an. Eine meine ersten Erinnerungen bei unseren charmanten Nachbarn
spielt in einem großbürgerlichen Esszimmer, mehr ein Saal, denn ein einfaches Zimmer. Der ganze riesige Raum (zumindest meinem 9-jährigen Ich kam er riesig vor) wurde eingenommen von einem großen Esstisch, um den sich die Großfamilie an Ferien-Sommer-Sonntagen zu einem mehrstündigen Dîner einfand. Wir Kinder durften nicht mit in den Salle à manger. Das sei viel zu langweilig für uns und außerdem gäbe es Wein und lauter Sachen, die uns eh nicht schmeckten. Ich war die roten Holzstühle und den einfachen Tisch in der Küche meiner Eltern gewohnt und ein bisschen beleidigt. Bei uns zu Hause war Essen eine laute, fröhliche Angelegenheit für alle. Dass Kinder vorher in der Küche schnell ein paar Nudeln bekamen, bevor die Erwachsenen sich an den fein gedeckten Tisch nebenan setzten … undenkbar. Trotzdem hatten wir einen wundervollen, sonnendurchtränkten Sommer mit allerlei wilden Spielen zwischen Johannisbeersträuchern und Bohnenstangen und lauschigen Abenden, an denen wir Kinder bis weit nach Mitternacht Glühwürmchen hinterher rennen durften.
Als 12-Jährige fand ich es dann aber doch sehr schick, das erste Mal bei den Großen mitessen zu dürfen. Was für wundervolle ausgedehnte Abende habe ich seitdem um allerlei verschiedene französische Esstische* verbracht. Fast immer gibt es vorher einen Apéro und ein paar salzige Kleinigkeiten zum Einstimmen, fast immer gibt es allerlei verschiedenen Gänge, die sich gerne über ein, zwei Stunden verteilen und dauernd hat mein ein leckeres Glas Wein in der Hand während man über Gott und die Welt diskutiert. Von der Frage, welche Cousine geheiratet hat über die Politik François Hollands, die Flüchtlingsfrage oder den neuesten Roman von Monsieur Houellebecq bis zu den besten Adressen für frischen Ziegenkäse, alles haben wir schon in aller Ausführlichkeit bei Essen besprochen. Früher gerne mit der einen oder anderen Zigaretten-Pause zwischen den Gängen, heute sind selbst die Franzosen dafür zu gesundheitsbewusst geworden. Erstaunlicherweise hat man zum Schluss trotz Dessert noch ein klein wenig Platz im Magen für das eine oder andere Käsestück . Kein Wunder, dass ich französisches Essen bis heute außerordentlich gerne esse.
Bei aller Liebe! Beim Fußball hört’s aber nun trotzdem auf. Da sollten die Blauen heute Abend schon allein mit ihrem Käse klar kommen – bevorzugt untergehen. Adieu les bleus.
Ich hoffe nur, dass die schlechte Laune bis zu meinem nächsten Besuch an einem Esstisch auf der anderen Rheinseite wieder abgeklungen ist.