Bornholm

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Privat mache ich drei verschiedene Arten von Urlaub.
Erstens Reisen: Ich fahre irgendwohin, wo ich noch nie war, besichtige vielleicht ein paar Sehenswürdigkeiten, vor allem aber mache ich gerne ganz normale Sachen. Ich gehe zum Beispiel

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andernorts gerne in den Supermarkt und schaue mir so Lebensmittel an. Das ist gar nicht so unlustig, vor allem, wenn man der Landessprache und der Schrift nicht mächtig ist. Sachen, die so aussehen, als könne man sie ohne vorheriges Kochen gleich essen, kaufe ich von Zeit zu Zeit. Manchmal versuche ich vorher rauszufinden, ob das Nahrungsmittel süß oder salzig ist, manchmal nicht.

Zweitens fahre ich gerne Menschen besuchen. Ich habe das Glück, dass mein kleiner Bruder in London lebt (vorher wars Toronto, davor Hongkong), meine Patentante in Lissabon, Studienfreunde in Lyon, allerbeste Freunde in der Bourgogne, ein guter Freund in Argentinien, eine andere Freundin in Chile. Gerne auch mehrmals, das hat den Vorteil, dass man vorher bei besagten Freunden und Anverwandten Lieblingsveranstaltungen bestellen kann. „Wenn ich komme, müssen wir unbedingt in dieses kleine Fischrestaurant, wo sie diesen superleckeren Stockfisch machen.“ Oder: „Lass uns zu diesem Winzer fahren.“ „Können wir bitte, wieder in diesen Jazzclub.“ Lustigerweise gehe ich auch dort gerne in Supermärkte oder zu anderen stinknormalen Aktivitäten. Ich finde ja auch Besuche im örtlichen Schwimmbad toll. Neinnein, nicht in einem Spaßbad oder ein Wellnessbad, nix mit heißen Quellen und Anwendungen, lieber so ein Normalobad mit 25-Meter-Bahnen.

Urlaub auf Bornholm

Und drittens fahre ich gerne an Orte, die ich schon kenne um in einer anderen Form als zu Hause nix zu machen.

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Bornholm zählt nur bedingt zu dieser Kategorie, ich war erst zum zweiten Mal in meinem Leben da. Aber die dänische Insel vor der schwedischen Küste ist beruhigend vertraut und nur ein kleines Bisschen ausländisch, ausländisch wie in anders und aufregend. Die Dänen haben hübsche kleine Orte über die Insel verstreut, wie es sie gelegentlich auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt. Anders als dort malen sie diese überschau großen Häuser sonnengelb, ocker-orange, niedlich-rosa, kräftig-blau oder warm-rot an. Und das Ergebnis ist irgendwie so … hübsch. Mir fällt kein besseres Adjektiv ein.
Die Menge der Sachen, die man tun kann, ist – bleiben wir ehrlich – begrenzt. Zum Beispiel kann man morgens sein Lieblingscafé aufsuchen für den perfekten Cappuccino und eine Kugel frisch gemachtes Eis.

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Wenn das Lieblingscafé einmal gefunden ist, kann man das sehr gut immer wieder machen. Schon weil man vom Café Kalas aus den perfekten Blick auf die babyblaue Ostsee und den lichten Horizont hat. Ein Ausblick, den ich schon von Sylt her sehr, sehr gerne mag. – Beinah hätte ich Liebe geschrieben, wie so’n Instagram Pro. Aber ich konnte mich gerade noch davon abhalten, lieben soll man schließlich seine Liebsten, den Mann, die Kinder, die eigene Mama, die Brüder, Schwestern (wenn man welche hätte, was bei mir nicht der Fall ist.) Trotzdem so ein Ostseeblick mit dem passenden Licht dazu ist schon toll.
Natürlich kann man gelegentlich an den Strand gehen, zum Beispiel an den sandweichen hellbeigen Strand bei Dueodde. Und wenn man es wie wir schafft, an den Rand der Nebensaison zu rutschen, dann ist es da recht unterbevölkert. Ich persönlich brauche das nicht allzu lange zu tun, ein zwei Stunden reichen völlig für’s Rumsitzen, Überlegen, ob man ins Wasser gehen sollten, den großen Zeh reindippen, weiter nachdenken, ob man…, sich irgendwann doch trauen, anschließend ein bisschen weiter rumliegen. Spätestens bei der zweiten Runde Rumliegen bin ich fertig mit dem Thema Strand.

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Dann kann man was besichtigen, zum Beispiel das überaus bezaubernde Städtchen Gudhjem und das kleinere, aber vielleicht noch bezauberndere Städtchen Svaneke Das Schwanenstädtchen hat eine sehr schöne rote Kirche, vor allem aber viele, außerordentlich hübsche bunte Häuser hat, in denen entspannte Menschen hübsches Kunsthandwerk anfertigen, Ringe aus alten Schreibmaschinentasten zum Beispiel und Lampen aus alten Porzellantassen. Habe ich ein paar Mal zu oft hübsch und bezaubernd gesagt? Fahren Sie hin, das wissen Sie was ich meine. Immerhin habe ich mir niedlich verkniffen. Was auch eine sehr naheliegende Art gewesen wäre, verwinkelte Dorfsträßchen, hübsche bunte Häuser und einen kleine beschaulichen Hafen zu beschreiben.

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An mindestens einem Tag muss man eine der wunderschönen weißen Rundkirchen besichtigen. Wie die vielleicht schönste aller weißen Rundkirchen in Olsker. Wenn man mit dem Bewundern und Fotografieren und noch ein wenig weiterem Anstauen fertig ist, kann man übrigens ganz schön über den Friedhof schlendern und sich Namen für noch ungeborene Kinder aussuchen.
Ach ja, wenn man ganz abenteuerlustig drauf ich, unternimmt man an dem einen oder anderen Tag einen ausgedehnten Spaziergang über die Steine und Klippen am Ostsee-Ufer oder man mietet Fahrräder und flitzt mit denen ein bisschen durch die Gegend. Man muss sogar ein wenig gegen den Wind anstrampeln und ein bisschen hoch und runter fahren. Anstrengend, aber nicht so sehr dass es die urlaubliche Entspanntheit durcheinander bringen würde.

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Gegen Mittag oder frühen Abend, also jeden Mittag und/ oder Abend an jedem Urlaubstag kann man dann eine Røgerie aufsuchen, eine Räucherei, in der sie morgens frischen Fisch räuchern, den man dann, wiederum mit Blick auf die Ostsee essen kann. Ich habe übrigens keineswegs aus Versehen etwas vom frühen Abend geschrieben. Alle Cafés und Restaurants machen sehr früh zu, gerne schon um 18 Uhr. Was die Dänen danach machen? Ich habe keine Ahnung, wahrscheinlich sitzen sie mit ihren Liebsten noch ein paar Augenblicke am warmen heißen Ofen und dann gehen sie zeitig ins Bett. Soll sowieso besser für die Gesundheit sein. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen (dafür lebe ich zu selten so gesund), sehr erholsam ist früher Nachtschlaf auf alle Fälle. Wir haben das mangels Alternativen meist so gemacht. Was im Ergebnis einen Urlaub produziert, aus dem ich tiefenentspannt zurück gekehrt bin.
Zwischen Røgerie und Ferienhaus kann man noch mal am Hafenbecken entlang schlendern und den Einheimischen bei ihrem Abendritual zuschauen. Mehr als einmal haben wir ältere Ehepaare in Bademänteln zum Steg, am Rande des Hafens schlendern sehen. Dort haben sie sich dann der heimischen Frottee-Ware entledigt und sind kurz in die frische Ostsee gehüpft. Relativ schnell wieder aufgetaucht, haben sich gründlich trocken und warm gerubbelt und sind zurück nach Hause geschlendert. Und das haben wir dann auch meist gemacht, vielleicht ein paar Holzscheite in den Ofen gelegt, vielleicht noch einen Schluck Rotwein getrunken und ein paar Seiten im Roman gelesen und ein paar entspannte Sätze geplaudert. Danach ist es immer noch verhältnismäßig früh, aber Zeit.

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