bei anderen Leuten.
Oder eine neue Folge von: Durch’s Netz gegangen
Dochdoch die adventliche Schmückerei hat einen Sinn. Neulich sah ich irgendwo Bilder vom winterdunklen Stockholm, wo alles mit Kerzen und dezentem Weihnachtsschmuck verschönert war und da hat es bei mir klick gemacht. Klar, wir merken das dunkle, graue Nass da draußen nur noch halb so doll, wenn es dazwischen rot-weiß-warm leuchtet. Die Frage, ob es Weihnachtszauber in den eigenen vier Wänden braucht, kann ich jedes Jahr von neuem und mit immer mal wieder neuem Ergebnis bedenken. Mal denke ich, auja her mit dickbäuchigen Nikoläusen, Kerzen und Weihnachtskugeln und dann denke ich wieder, iiihh, das wird hier vor lauter Deko alles so vollgerümmelt. Aber dieses Jahr werde ich wohl wieder dunkles Tannengrün, Kerzen, rote Amaryllis und Vogelbeeren in der Wohnung verteilen. Und ich werde die dunkle Jahreszeit zum Nachdenken, Träumen und Kopfreisen nutzen. Zum Beispiel nach New York, wo Erin einen garantiert nicht überladenen Adventskalender in ihrer winzigen Wohnung aufhängt. Bei ihr hat das Methode, sie setzt alles dran auf den allerwenigsten Quadratmeter nüchterne Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Habe ich das gerade wirklich geschrieben? Nüchterne Gemütlichkeit. Es ist einfach so in die Tasten geflossen. Aber das trifft es. Es ist genau die Gemütlichkeit, die entsteht, wenn Menschen lange über das perfekte Teil nachgedacht haben. Und da braucht es dann auch keine Deko-Massen mehr, die ansonsten auf Instagram und Pinterest immer so nötig scheinen.
In Nashville, Tenessee sind noch keine Adventskränze und Weihnachtsbäume aufgestellt worden. Dort konzentrieren sich noch die ganze Familie auf Thanksgiving. Damit kann ich eher weniger anfangen. Aber das ist ja das Tolle beim Besuch anderer Leute. Ich lerne einen Schnipsel ihres Lebens kennen, nicht die aufregenden Dinge, die man hinterher in nachkolorierten Bildern zur Schau stellt, sondern der ganz normale Alltag. Und da kommt mancherorts eben Thanksgiving vor. Ich finde es sehr gemütlich mir das auf dem Sofa in eine warme Decke eingekuschelt einen Moment anzuschauen und dann mit meinem eigenen Leben weiter zu machen.
Wunderschöne Landschaftsaufnahmen entdecke ich bei Birke und Kiefer. Na gut, in Wirklichkeit nennen sie sich natürlich Birch and Pine, die Drei sind schließlich Amerikaner. Ein Paar hat sich mit der gemeinsamen Tochter mit ihrem 50-Jahre-Camper auf eine Reise quer durch die USA begeben. Der Bus ist liebevoll restauriert, die Landschaften wirken irgendwie auch ein bisschen so. Das ist total schön anzuschauen. Aber ich finde es auch schön, mein Viertel, meinen Bäcker und meine Wohnung zu haben, die jeden Morgen relativ gleich aussehen (bis auf die Weihnachtsdeko natürlich) und von hier aus Neues zu entdecken.