Love out loud. Kann man so übersetzen, oder? Ich bin mir nicht sicher. Laut lieben kann ich mir ja noch vorstellen. Laute Liebeserklärungen zum Beispiel, Grüße im Radio, Heiratsanträge, so dass alle zusehen und niemand mehr nein sagen kann. Aber nach außen lieben? Meint das, wen anders lieben? Und nach innen lieben, wäre dann sich selbst lieben?
Am besten ich fange erst mal im Hier und Jetzt an. Hamburg hat verspätet und deshalb vielleicht vorfrühlingshaft verschämten Frühling mit einer Andeutung von Sommer. Unwillkürlich beginne ich über Vanille-Eis nachzudenken.
Es geht gar nicht anders bei dem Wetter. Und wo die erste Ahnung des Sommers in der Luft liegt, ist auch die Liebe nicht weit. Das trifft sich gut, die letzten Wochen ging es allzu oft um Hass: Um Hatespeech in den diversen Foren im Internet, um verschiedene Lager, die nicht miteinander aber sehr gerne übereinander reden wollen, die sich dauernd Dinge vorwerfen und sehr gerne das Thema wechseln, wenn es zu unbequem zu werden droht. Nicht schön das alles. Irgendwie müssen wir da durch. Schließlich leben wir alle zusammen in diesem Land, auf absehbare Zeit wird sich das nicht ändern. Und nächstens haben wir eine Bundestagswahl, in der wir über die Politik der kommenden vier Jahre entscheiden müssen.
Aber noch mal von vorne: Vergangene Woche war ich auf der Re:Publica. Zum ersten Mal, ich habe also gar keinen Vergleich zu früher, bloß den Verdacht, dass es früher handgemachter, unabhängiger, nicht so groß und durch professionalisiert war. Keine Bundesminister, die zu Talks aufs Gelände eilen, keine Fernsehjournalisten, mehr Blogger und Netzaktivisten. Sei es drum, so war es auch toll und inspirierend.
Carolin Emcke hat laut und konzentriert über den Imperativ nachgedacht, der im Liebesbefehl steckt: Love. Out Loud. Liebe laut nach außen, verstecke nichts. Sorge zweitens dafür, dass die Anderen das auch können. Drittens ist es vielleicht so, sagt Frau Emcke, dass manche Menschen deshalb so stur am Hass festhalten, weil ihnen sonst nichts bleibt als der Schmerz. Vielleicht. Und viertens zitiert sie Herrn Adorno, gehöre es zum Mechanismus der Macht, die Erkenntnis des Leidens, das sie produziere, zu verbieten.
Dann habe ich etliche Medienmenschen und Blogger getroffen, über neue Formen des Journalismus nachgedacht (viel), über Wege das Internet als Ort des freien, freundlichen Austauschs (Tschuldigung, liebe Re:Publica-Macher, es geht auch ne Nummer kleiner, die Liebe hebe ich mir für die liebsten Menschen auf, nicht gleich fürs ganz Internet) zu erhalten (weniger) und hatte insgesamt eine ziemlich gute Zeit.
Gegen Ende hat Felix Schwenzel über die Kunst des Liebens nachgedacht. Das war mehr ernsthaft als lustig gedacht und trotzdem gelegentlich komisch. „Liebe, Solidarität, Vernunft, Mut und Glauben“ – daran müssen wir arbeiten, sagt Herr Schwenzel, auch ohne dass jemand fragte.* Es hat dann netterweise doch eine Zuhörerin gefragt, wir alle habe ein bisschen gelacht und weiter nachgedacht. Später ging Herr Schwenzel unter einem kleinen selbstgeworfenen Konfetti-Regen von der Bühne ab.
Es sollte mehr Konfetti geben. Jetzt ist erst mal Sommer. Und wir schaffen das schon, das mit der Liebe, dem Internet und den neuen Formen miteinander zu sprechen.