Es ist Mai und Hamburg versinkt im Sommer. Ich gehe schwitzend mit. Jetzt ist es bei uns im Norden so, nur zur Erklärung für alle Nicht-Hamburger, dass der Sommer auch ganz schnell wieder vorbei sein kann.
Sommer in Hamburg
Letztes Jahr zum Beispiel hatten wir drei glorreiche Sommertage ganz am Anfang und dann waren wir fertig mit der Jahreszeit. Deshalb flippen die Leute hier auch immer so aus, wenn die Temperaturen steigen. Sofort müssen alle draußen vorm Café sitzen, im Park grillen oder auf der Alster mit allerlei möglichen und unmöglichen Unterlagen durchs warme Wasser schippern. Ich rudere fast so lange, wie ich in Hamburg lebe. Es gibt da draußen mehr unmögliche Wasseruntersätze (Heißt das so? Ist der Plural von Wasseruntersatz Wasseruntersätze?) als andere. Von unförmigen Drachenbooten angefangen, die eine erhebliche Anzahl Menschen unter lautem Sklaventreiber-Gebrüll mühsam zentimeterweise durchs Wasser stechen, über Plastik-Boarde, auf denen sich Stand-up Paddler mehr oder weniger geschickt abmühen, überlebensgroße Plastikschwäne, unzählige Tretboote, Segeljollen bis zu zwei venezianische Gondeln, die stoisch durch das Getümmel auf dem Wasser gleiten. Plus natürlich die Alsterdampfer. An einem sonnigen Sommer-Sonntag kann es auf der Alster voller als auf der A7 am Freitagnachmittag sein. – Mit dem Unterschied allerdings, dass sich nahezu niemand an die Verkehrsregeln hält. Es gibt Rechtsverkehr! Das Ausrufezeichen dazu würde ich am liebsten ins Wasser malen. Es gilt rechts, vor links. Es gelten einfach Regeln wie im Straßenverkehr, die Alster ist nämlich eine Wasserstraße. (Hier stellen Sie sich bitte eifriges Krückstockgefuchtel vor.) Wie bin ich da jetzt drauf gekommen? Ach richtig, Hamburg, Sommer und die dringende Verpflichtung ihn auch zu nutzen, schon morgen könnte er vorbei sein.
Dummerweise habe ich diese Woche beruflich eher etwas mehr zu tun, weshalb ich statt im Boot oder auf dem Balkon schwitzend am Schreibtisch sitze. Dem Rechner geht es interessanterweise nicht viel anders, der lauft auch dauernd heiß. Jedenfalls musste ich diese Woche drei Mal beim Rudern passen. Drei Mal wären es auch nur geworden, weil das Wetter gerade so toll ist und man das ja nutzen muss. Sie verstehen das Dilemma. Aber nachdem schon der dritte Abend in Folge zwar heiß, ansonsten aber etwas unsommerlich verlaufen ist, habe ich beschlossen, mich von dem guten Wetter nicht mehr terrorisieren zu lassen.
Ich habe gerade noch so viel auf dem Zettel, morgen beginnt das Elbjazz Festival, hier möchte ich mehr schreiben, drüben im WortWechsel auch, außerdem arbeiten wir gerade an unserem neuen Medienprojekt (freufreufreu, dazu bald mehr), das kann ja nun nicht alles warten, nur weil gerade Sommer ist. Freunde, so geht es auch nicht. In diesem Sinne: Genießen Sie die Temperaturen, wo immer Sie es können.