Muße muss auch

Statt Montagmorgenmögen.

Kaum ist das Jahr mal bummelige zwei Wochen alt, zack, bin ich schon im alte Trott zurück. Das volle Programm mit übervollen Tagen und fiesen Stress-Spitzen (ich meine, dreizehn Stunden, davon ganz schön viele vorne als intellektuelle Vortunerin) und dann dazwischen wieder so Phasen, in denen ich arbeiten mehr spiele als tue. Dabei gibt’s was dagegen, gegen den Stress und das ineffektive Arbeiten. Ein paar Dinge habe ich in den letzten Tagen herausgefunden. Wenn Sie schauen wollen, dann bitte hier entlang.

Wir alle wissen ich weiß ganz genau, wie man es nicht machen sollte. Ich kann das nämlich wie ein Profi, dieses Vortäuschen (gerne auch vor mir selber) von Geschäftigkeit: Emails lesen, mal eben schnell meine private Amazon Wunschliste füllen, kurz das Kinoprogramm anschauen, schon mal gucken, wie die beste Zugverbindung zum besten Preis aussehen könnte, ach und da gibt es neue gut gestaltete Alltagsgegenstände, so eine Kaffeetasse zum Mitnehmen wäre nicht schlecht … und schon ist eine halbe Stunde am Schreibtisch vorbei o h n e dass ich ein vernünftiges Arbeitsergebnis produziert hätte) Nerv. Theoretisch ist mir durchaus klar, dass so stressige Mega-Tage und vor allem der Stress am Abend vorher, wenn ganz schnell noch diese Präsentation fertig werden muss, es aus Versehen doch Mitternacht wird und/ oder frühe Morgen-Einheiten, nicht sein müssten. Jedenfalls nicht, wenn ich organisierter, konzentrierter arbeitete und dazwischen echte Pausen einplante. Theoretisch. Seit ich angefangen habe, darüber nachzudenken, wird es gefühlt erst einmal schlimmer. Mir scheint. Das funktioniert so ähnlich wie Krankengymnastik bei Rückenschmerzen: Zu Beginn scheinen die Turnübungen alles schlimmer zu machen, bis man einen Wendepunkt erreicht, ab dem es langsam, stetig und nachhaltig bergauf geht.

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Januar 2018

Januar klingt ein bisschen wie Janus, der alte Römer. Der Kopf mit den zwei Gesichtern kann beides gleichzeitig: nach vorne und zurück blicken. Was war? Was soll sein? Hamburg liegt grau, regennass und ereignislos herum, mir geht es nicht so richtig anders. Ich brenne die letzten Weihnachtskerzen ab und denke folgenfrei über das Neue Jahr nach. Manchmal ist zu viel Freiheit ein wenig hinderlich. Die Idee alles machen zu können, verführt dazu gar nichts zu tun. Deshalb suche ich mir einen Rahmen. Vielleicht so:

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.

So hat es Emil Kästner vermutlich 1954 geschrieben, ein Jahr später veröffentlicht. Der zweite Weltkrieg war da noch keine zehn Jahre zu Ende, vielen deutschen Städten konnte man die Kriegswunden noch deutlich ansehen, den meisten Menschen (also denen, die überlebt hatten und heimgekehrt waren) von außen nicht mehr so sehr. Wobei? Gelegentlich schon. Kästner beendet sein Gedicht drei Strophen später so:

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch schon hunderttausend Jahre alt.
Es träumt vom Frieden. Oder träumt’s vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt ein einem Jahr und das ist bald.

In seinen besseren Momenten konnte der Dichter Kästner Beobachtungen und Gedanken aus seiner eigenen Lebenszeit so formulieren, dass sie wenn nicht für jede, mindestens für viele Zeiten passen. (Herr Trump hat mit seinem Atomknopf geprahlt, haben Sie das gehört?) Was fange ich damit jetzt an? Ich überlege mir, was gut war, was nicht so und vor allem, was ich mit der Zeit tun möchte, bevor das Jahr Ende nächsten Dezember gestorben sein wird.

Den Rahmen hat Okka vorgeschlagen. Also
Siebzehn Fragen an 2017 … und ein paar Pläne für 2018 Weiterlesen

Viermal werden wir noch wach

Heimat sei ein unordentliches Gefühl, schreibt Ronja, die bestimmt wegen der hübschen Alliteration von ihren Eltern, Frau und Herrn von Rönne so genannt wurde. Vielleicht, aber für mich auch ein schönes Gefühl, eben eines, in dem viele verschiedene Ober-, Neben- und Untertöne mitschwingen. Ich müsste nicht mehr in der kleinen Stadt leben, wo man samstags auf dem Weg zum Wochenmarkt eine erkleckliche Zahl Menschen trifft, die man namentlich grüßt und nach dem Einkauf immer in dasselbe Café geht um mit den immer selben Freunden Sozialkunde zu betreiben. Weiterlesen

Keine Zeit

Oder Zwölf von 12

Es ist gerade wie verhext. Die Adventszeit joggt an uns vorbei und ich komme mit all den Projekten nicht hinterher. Zwischen Arbeiten auf den verschiedenen Baustellen (Texte korrigieren, neue schreiben, Workshop vorbereiten, Unternehmung planen, Website fertig stellen, Konversationskurs vorbereiten, ach und ach, noch so viel mehr), lauter Ideen für kreative Projekte im Kopf (nähen, Wohnung an verschiedenen Stellen renovieren, Klavier spielen Möbel bauen, ach nein, lieber doch nicht, wann soll das denn noch passieren?), diversen Baustellen in der Wohnung, Verabredungen auf dem Weihnachtsmarkt und bei verschiedenen Chor-Aufführungen (ich habe schon drei sehr unterschiedliche, sehr tolle Chöre gehört: Gospel, moderne Kirchenmusik, bekannte Weihnachtslieder), zwischen all dem rasen die Tage immer viel schneller ihrem Ende entgegen, als sie eigentlich sollen. Weiterlesen

Montagmögen am Dienstag

Dieses Jahr werden wir wieder zum Advent basteln. Aber so wie letztes Jahr wird unser Adventskranz nicht wieder aussehen.

Ein Lichtlein brennt …

Bis gestern fand ich es recht novembrig, so wie das muss, mit Blätter-matschigen Wegen, verfrühter Dunkelheit und Wetter, das eigentlich immer zum Wohnen einlädt. Bis der erste Adventskranz in meiner Timeline auftauchte. Anja hat auf Das Tuten der Schiffe ihre Upcycling Idee vorgestellt. Ich fühlte mich sofort an meine Studentenzeit in Münster erinnert. Eine ganze Weile haben wir zu fünft in einer großen ziemlich vernachlässigten Altbauwohnung gelebt. Aber immerhin: Hohe Decken und passend hohe Fenster hatten wir. Meine Mitbewohnerin Birgit hatte ihr Fenster mit lauter blauen und grünen alten Wasserflaschen dekoriert, die den Ausblick auf den schäbbigen Hinterhof ein bisschen verstellten. Vielleicht könnte ich so kleine bauchige Flaschen in grün finden, vier rote Kerzen drauf stecken, alle zusammen mit ein bisschen Tannengrün auf ein Tablett und tadaah, fertig ist der Vorfreude-Schmuck.

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Dienstag und die Vorfreude

Niemand kann wirklich in die Zukunft blicken. Allen anders lautenden Versprechungen zum Trotz. Es geht einfach nicht. Was aber geht, ist ein wenig vorzuplanen. Und dabei kann ich mir das Leben verschönern.

Viele Termine synchronisiere ich in den diversen elektronischen Multifunktionsgeräten. Je nach ihrer Primärfunktion entweder Mobiltelefon, Tablett-Rechner oder Rechner genannt. Eigentlich, fällt mir gerade beim Schreiben auf, eigentlich könnte man all unsere Handys, iPads und sonstigen Tablett-Computer auch MuFuGe nennen (in Erinnerung an den Wortschatz der untergegangenen DDR). Trotz oder vielleicht gerade wegen all der elektronischen Möglichkeiten ist es für mich ganz hilfreich, Pläne physisch vor mir zu sehen. So wie Musik gestaltete Zeit, sind Kalender geplante Zukunft. Geht super mit diesen Freebies von Juniqpaperworks und Shortstopdesign.

Und wer noch ein bisschen kurzfristiger mit der Zukunftsplanung anfangen möchte, der mache für nächsten Monat, ach was: in neun Tagen, einen Adventskalender nach dem Vorbild von TheHouseThatLarsBuilt (Wenn das mal nicht ein hübscher Blogname ist.)

Die Mögerei zum Wochenbeginn

Niemand wird behaupten, heute sei noch Montag. Aber Wochenanfang, ja das schon noch. Draußen regnet sich der November in alle erdenklichen Schattierungen von Grau. Umso dringender tut ein Licht am Ende des Tunnels not. So wie dieses hier, dass die britische Architektin Amanda Levete für den Museumsbau des MAAT gestaltet hat. Kommt man aus dem eher halbdunklen Vorraum des Museum of Art, Architecture and Technology in Lissabon empfängt einen an sonnigen Tages dieses Licht über dem Tejo. Schön, nicht?

Regen hat ja den Vorteil, dass wir alle wieder mehr Zeit zum Wohnen haben. Weiterlesen

Montag Mögen

Eine neue Woche, je nach Bundesland mit ein bis zwei Feiertagen verziert, steht an. Ein Grund mehr mich zu vorzufreuen. Seit einiger Zeit lese ich manchmal, was bei anderen Leuten schön war. Morgen haben wir den ganzen Tag Reformation, das ist eigentlich ein prima Tag um rauszufinden, was schön war: 1. In der Notaufnahme und 2. An der Kasse war es schön. 3. Habe ich die Anne auf ihrem Heimweg durch Köln begleitet, der auch schön war. Dabei fällt mir ein, in Köln hatte ich mich mal so ein Blogger Erlebnis. Wir sitzen im Café, nein draußen im Sonnenschein vorm Café, irgendwo in der Südstadt, wir trinken also unseren Cappuccino und eine fantasievoll bekleidete Frau geht vorbei. Sie bleibt bei einer Bekannten kurz stehen um zu plaudern, auf dem Kopf trägt sie so ein Pillbox-artiges Käppi, wie das fantasievoll bekleidete Damen manchmal tragen. Das ist die Variante der „freche-Frauen-Kurzhaar-Frisur“, die diejenigen tragen, die lieber in Kunstgalerien als Dekoläden gehen. Jedenfalls denke ich, die Frau kenne ich doch und durchsuche mein Gehirn nach der Verbindung. Es war dann aber mehr so eine Fan-zu-Star Verbindung. Ich kannte die Frau aus meinem Internet, Frau Smilla hatte sie mir vorgestellt.* Wo war ich stehengeblieben? Ach ja und 4., schön war es auch auf dem Land, beim Geschäftsessen, das hat man selbst da, wie ich höre.

Mit oder ohne Feiertag respektive Geschäft, haben Sie Spaß diese Woche.

  • * Leider schreibt sie schon lange viel zu selten, möchte ich hier anmerken, ohne das mit Forderungen zu verbinden, Frau Smilla, natürlich nicht. Aber schade ist es doch.
  • Poesie, Fortsetzung folgt

    Das erste kleine Schloss mit den Namen zweier Liebender drauf habe ich in Riga gesehen. Damals ich fand es irgendwie süß und ein bisschen kitschig: Zwei Menschen hatten ein kleines Schloss gekauft, sie hatten ihre Namen eingravieren lassen und es dann gemeinsam an einem Brückengeländer verschlossen. Später hatten sie den Mini-Schlüssel in den Fluss geworfen und vielleicht ein Glas Champagner aus Plastik-Kelchen darauf getrunken. So’ne Geste sieht auch ein wenig nach rosa lackierten Fingernägeln und Luftballons in Herzchenform aus. Ich schrieb es der osteuropäischen Melancholie zu, wir waren schließlich in Riga, sah vor meinem inneren Auge eines dieser Pärchen: Sie balanciert auf Stilettos durch’s Leben, ihre top-gepflegten Haare umrahmen ein aufwändig geschminktes Gesicht umrahmen, während er seine Muskeln in einem Addidas Trainingsanzug spazieren führt. Aber er hatte ihr zuliebe den Wodka gegen den Champagner getauscht und sie hatten sich eine Ewigkeit geschworen, das ist gar nicht so wenig. Dann aber habe ich dieselben bunten Schlösser in Kopenhagen gesehen. Diesmal eben nicht von Jelena und Boris, sondern von Jette und Björn, ein paar Städtereise später entdeckte ich Catherine und Jean-Marc, dann Steven und Mike, Patricia und Liam. Spätestens ab dann sahen die Dinger mehr nach Müll aus. All diese Brücken, die unter der Last der angesammelten Romantik zusammen zu brechen drohten. Uurhgh. Weiterlesen

    Florenz

    Fast das Erste, was ich in Stefanos schmucker Wohnung bemerke, ist der Küchenschrank über der Spüle. Von außen sieht er aus wie ein handelsüblicher Oberschrank einer Einbauküche. Öffnet man ihn, fällt auf: Der hat gar keinen Boden. So kann das frisch gespülte Geschirr darin trocknen. Die Beobachtung ist kein Zufallsfund. Mehr so ein Déja-vu-Moment. Als ich die Küche betrete, fällt mir ein, dass in der Küche von Guiseppes und Gianfrancos Eltern so ein Schrank hing. Damals fand ich das recht seltsam, später praktisch. Heute hängt deshalb über meiner Spüle ein Abtropfregal von Ikea, nicht ganz so elegant wie die italienische Lösung aber immerhin. Vielleicht ist es genau das, was Florenz und Norditalien ausmachen, dieses anstrengungslose, praktische Eleganz.

    Überall am Arno steht sie herum diese Eleganz. Weiterlesen