Durch’s Netz gegangen

Es ist eine Weile her, dass wir hier im Mathilde MAG gemeinsam durch’s Netz gegangen sind. Mir scheint, die Zeiten werden gerade bewegter. In den Niederlanden wurde gerade gewählt, im Mai werden die französischen Bürger wählen und irgendwann im Herbst wir Deutschen.

Nicht erst seit gestern geht es hoch her. Die Falschmeldungen geistern durch das Internet oder Fake News, wie wir international mitlesende Kosmopoliten das so nennen. Die New York Times schreibt es offen aus: Der Präsident hat gar keine Kleider an. Lassen wir all den Kontext, warum es für dieses oder jenes einen irgendwie nachvollziehbaren Grund gegeben haben könnte, einmal weg, stellen wir fest: Er tut es, mit Absicht, mit Vorsatz und zwar oft.

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Freuen wir uns jetzt?

Die Niederländer haben gewählt und Geert Wilders nicht mit Platz 1 beehrt. Immerhin. Wenn ich mir die Prozentwerte der Parteien bei unseren westlichen Nachbarn allerdings so anschaue, kommt niemand auf einen unangefochten ersten Platz. Es drängt sich viel mehr der Eindruck auf, dass unübersichtlich viele Parteien nun versuchen müssen den Wählerwillen in Politik zu übersetzen. Wie das bei sieben Parteien funktionieren soll, ist zumindest mir noch nicht so ganz klar. Ja, Sie haben richtig gelesen, ganze sieben Parteien sind mit Prozentzahlen von 21,3 Prozent für Mark Ruttes sozial-konservative VVD (Volkspartei für Freiheit und Demokratie) über 13,1 Prozent, welche die Ein-Mann-Schau von Geert Wilders (PVV, Partei für Freiheit) erreicht hat, den dritten Platz, den Sybrand van Haersma Buma mit 12,5 Prozent für den CDA (Christlich-Demokratischer Aufruf) errungen hat, his zu 5,7 Prozent für die sozial-demokratische PvdA (Partei der Arbeit) mit ihrem Spitzenkandidaten Lodewijk Asscher. Es scheint mir etwas unübersichtlich und das liegt nicht nur an den lustigen Konsonanten/ Vokalhäufungen der ausschließlich männlichen Spitzenkandidaten (haben die in den Niederlanden keine Frauen?)

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Kommt nicht in die Tüte

Es fing vor ein paar Jahren an. Wir wanderten in Costa Rica durch den Dschungel. Corcovado im Südwesten Costa Ricas auf der Halbinsel Osa ist ein so genannter Primär Urwald. Noch nie haben Menschen dort Bäume gefällt. Das Ökosystem ist so, wie es über die Jahrhunderte entstanden ist. Bevor die Ranger einen in den Nationalpark lassen, erklären sie jedem Besucher ausführlich, wie man sich im Angesicht von Geparden, Haien oder Alligatoren verhalten sollte. Außerdem haben die Wärter uns eingeschärft, dass wir alles, wirklich alles wieder mit hinaus nehmen müssten, was wir in den Wald hinein trügen. Kein Müll dürfe zurück bleiben.

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Heimwehküche

Essen kann mich innerhalb von Sekunden in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort beamen. Gerüche funktionieren manchmal auch so. Ich esse etwas oder ein ganz bestimmter Geruch fliegt an meiner Nase vorbei und zack bin ich im Jahr 1982. Meine Oma jagt ein verirrtes Huhn aus ihrer Küche und schneidet warmen duftenden Deeschert auf, so dass die dicke Kruste kracht. Es ist nicht mal so, dass ich als Kind dieses Kartoffelbrot meiner Oma aus dem Rheinland besonders gerne gegessen hätte. Ich fand, dass es gar nicht wie normales Brot schmeckte und das war damals ein ausreichender Grund für verhaltene Begeisterung.

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Schwierige Situationen

Also für mich wäre das ja nix. Ich würde es schlicht nicht tun. Zu viel Schiss. Plötzlich zu viel Spucke im Mund, unsichere Knie und Gedankenkreisel im Kopf. Höhe kann ich nicht so wirklich gut.* Aber was wäre, wenn ich wirklich müsste? Weil die Alternative noch viel schlimmer ist als ein bisschen zu viel Speichel?
Menschen gehen unterschiedlich mit ihrer Angst um und dann auch wieder ganz ähnlich. Was genau ist eigentlich der Punkt, an dem manche ihre Angst überwinden und andere sich trauen, sich nicht zu trauen?
Maximilien Van Aertryck und Axel Danielson haben die Momente zwischen Mut, Angst und Entscheidung eingefangen in einer Art psychologischer Versuchsanordnung, die jeder sofort versteht: Ein Zehn-Meter-Turm im Hallenbad im Tageslicht, eine Kamera und Menschen, die die Leiter hinauf geklettert sind.

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Blumenkohl

Blumenkohl kenne ich, esse ich so mittelgerne. Kann man tun, tut nicht weiter weh, kann man aber auch ganz gut lassen. So, dachte ich jedenfalls. Jetzt sind mir ja für das Neue Jahr irgendwie nicht so recht gute Vorsätze eingefallen, das Allermeiste braucht in meinem Leben gerade keine Neu-Ausrichtung. Irgendwann ist mir dann aber doch noch was eingefallen, was ich ein bisschen aufbessern könnte. Wieder abwechslungsreicher, gesünder, mehr Vitamine, mehr Nährstoffe, vor allem aber leckerer essen. Nicht immer die ewig gleichen Gerichte kochen, die es hier mangels weiteren Nachdenkens oft gibt.

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Schmidt und Schmidtchen

Schmidt und Schmidtchen klingt genau nach der Sorte Ironie, die Friseure in Szenevierteln entwickeln, wenn sie einen Namen für Ihren Haar- Schrägstrich Tattoo-Laden suchen. Und das Haupthaus an der Großen Elbstraße in St. Pauli mag mit seinem Industrie-Schick auch so sein. Aber Schmidt und Schmidtchen ist eben nicht nur ein Szene-Laden, sondern auch eine kleine feine Hamburger Kette, die Cafés in so unterschiedlichen Stadtteilen wie dem eher nüchternen Barmbek, dem schrillen St. Pauli und – nicht zuletzt – dem feinen Othmarschen unterhält. Wie das funktionieren kann, fragen Sie sich? Mit sanfter Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten ohne das eigene Gesicht zu leugnen. Und das trägt maritime Erkennungsmerkmale. Ein Anker auf den süßen Keksen, eine Tarte kann schon mal Leichtes Mädchen heißen oder Ida Wölkchen.

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Der Gott des Gemüses

… und ich

Feinkost – À la table du chef

Gut möglich, dass ich, äh, jetzt in diesem Alter bin. Neulich habe ich mich doch dabei ertappt stundenlang (na gut, ich übertreibe ein wenig, das gehört als bloggender Schreiberling zum guten Ton) eine Kochsendung zu schauen. Nicht irgendeine Kochsendung, sondern die Netflix Serie Chef’s Table Frankreich. In jeder Folge wird ein berühmter Chefkoch vorgestellt, jemand der ein bis drei Michelin Sterne und allerlei ähnliche Auszeichnungen in seinem beruflichen Leben errungen hat. Errungen trifft es wohl ganz gut, nehme ich an, bedeuten all diese kulinarischen Preise in der Regel doch harte Arbeit, lange, lange Arbeitstage im Stehen verbracht, in der Hitze eines Ofens oder der Kälte des Kühlraums. Es bedeutet, viele, wahnwitzig viele Arbeitsschritte in ein Minigericht zu investieren und exakt so für jeden Gast und jeden neuen Teller zu wiederholen.

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