Durch’s Netz gegangen

Mathilde mag die Hl. Drei König

Morgen Kinder wird’s was geben… Weihnachten ist so gut wie da und eigentlich müsste man jetzt das Netz nach Deko-Ideen durchstöbern oder Nachtisch-Rezepte suchen. Aber nix da, Abwechslung ist das viel bessere Rezept um Weihnachten fröhlich und unbeschadet zu durchfeiern. Zum Beispiel die fiesen Sticheleien und kleinen Liebeleien aus dem Leben eines Durcheinanders. Im schönsten Schwyzerdütsch schreibt sich Frau Gminggmangg durchs Leben. Eine ganze Weile hatte sie damit pausiert, aber jetzt zum Glück nicht mehr. Ich habe zwar immer noch nicht herausgefunden, was gminggmangg nun heißt, das kann an meinen unterdurchschnittlichen Kenntnissen der Sprache unserer südlichen Nachbarn liegen, ganz bestimmt sogar. Aber ich lese hier gerne und denke das Ganze in meiner selbst- und persönlich ausgedachten Version des Schyzerischen mit.

Ach und Langeweile. Spätestens am zweiten Weihnachtsfeiertag hätte man da doch durchaus ein bisschen Zeit für. Für so ein bisschen Herumsitzen, in die Luft starren und nachdenken, was man mal tun könnte und weil es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wird einem darüber ganz schrecklich langweilig. Ist auch irgendwie gut.

In diesem Sinne: Beschenken Sie Ihre Lieben, sich selbst und haben Sie Spaß, das muss die nächsten Tage so.

Durch’s Netz gegangen

Himmel über Hamburg

Oder: Vom kleinen Glück und den Geschichten der Anderen

Mir geht das manchmal so, dass ich leise für mich bemerke, das Leben ist schön. Ja, das ist es wirklich. Zum Beispiel, wenn es über Mittag gar nicht regnet, so dass ich joggen gehen kann. Und das obwohl wir mitten in einem grau-nassen, ein bisschen zu warmen Dezember stecken. Oder wenn ich eine neue Fernsehserie entdeckt habe, so dass ich mich auf Zeitlöcher freuen kann. Wenn wir einen total prima Abend bei Glühwein und Sauerkraut haben. Oder wenn sonntagmorgens Zeit ist mit einer heißen Tasse Kaffee noch einen Augenblick länger im Bett zu bleiben und neue Blogs zu entdecken.*

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Imperium

Der Erzähler und seine Begleitung

Manche sagen ja, es sei alles schon mal da gewesen. Sinnsuche zum Beispiel, Yoga, Buddhismus und andere östliche Philosophien in westlichen Wohnzimmern. Oder die Sorge um neue Kriege, Angst vor fremden Menschen und Kulturen. Fühlt sich das an wie der aktuelle Zeitgeist? Und trotzdem ist das alles nicht der neue heiße Scheiß des 21. Jahrhunderts. Bei der vorletzten Jahrhundertwende war manches ganz ähnlich. Ende des 19. Jahrhunderts machte sich unter verhältnismäßig Privilegierten eine gewisse Endzeitstimmung verbunden mit intensiver Sinn-Suche breit. Die Wandervogelbewegung, bei der erstmals Frauen und Männer gemeinsam die Konventionen der Wilhelminischen Zeit hinter sich ließen, zog viele an, die Freikörperkultur kam auf. Es gab westliche Anhänger orientalischer Religionen, Erfinder neuer Sinn-Angebote. Und aus der Vielfalt der neuen Angebote entstand auch der Nationalsozialismus mit seinen Anklängen in germanischen Traditionen und pseudoreligiösen Strukturen.

Genug von gestern: Wir stehen im Hier und jetzt im Thalia in der Gaußstraße.

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Essen

Rosarote Welt

Jetzt, wo Weihnachten näher rückt, denke ich wieder vermehrt über gutes Essen nach. Kochen und Essen durchlaufen bei mir so Phasen. Eine Zeitlang koche ich aufwändiger, kaufe neue oder lange nicht geliebte Lebensmittel auf dem Markt aus, lese Rezepte, gehe Essen und dann stehen wieder andere Dinge im Vordergrund. Ich mache mittags Sport statt was Ordentliches zu essen, bin in Sachen Kultur unterwegs, treffe Freunde. Klar, dann esse ich immer noch und auf Fastfood habe ich auch dann nie Appetit. Mein Fastfood ist dann ein Käsebrot am Schreibtisch oder ein trockener Bagel im Auto zwischen zwei Terminen, weil ich den soßenlastigen Belegungswahn in Bäckereien oder anderen Mittags-schnell-was-auf-die-Hand-Läden nicht mag und für den Besuch einer Gastwirtschaft die Zeit fehlt.

Aber jetzt rücken Weihnachten und ein paar besinnliche Tage näher, da kann man die Wochenenden davor schon mal prima mit ein paar geschmacklichen Entdeckungsreisen verbringen. Also koche ich mal wieder eine richtig gute Rindfleischbrühe, probiere Ziegenkäsetartes aus und was man mit roter Beete alles anstellen kann. Mindestens genauso gerne lese ich über gutes Essen.

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Café Johanna

Fanta im Café Johanna

Schon seit Wochen radel ich einmal in der Woche an der Johanna vorbei. Fast jedes Mal denke ich, ach jetzt einen Moment Zeit. Für einen Käsekuchen zum Beispiel und ein schaumiges Glas Latte Macchiato. Blöderweise betreibe ich an der Stelle zumeist Speed-Radeln um noch rechtzeitig ins Büro stürmen zu können. Neulich, an einem verregneten Samstag aber war ich passender und wunderbarerweise ganz terminfrei. Zeit das Johanna aufzusuchen, sich einen Moment vor dem Regen draußen zu verstecken.

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Durch’s Netz gegangen

Immigration is not a crime

Oder: Das Leben der Anderen

… geht uns was an. Seit Wochen, ach was red‘ ich: Seit Monaten hören wir fast nix anderes mehr. Flüchtlinge. Dass sie zu Tausenden nach Deutschland kommen. Wir stellen uns die Frage, ob sie jetzt eher eine Krise für unser Land hervorrufen oder eine riesengroße Chance bedeuten.
Wo sie mal da sind, müssen wir sie willkommen heißen. In großen Gruppen, wie in München und anderswo, aber auch im einzelnen, wie hier und hier. Denn auch Menschen, die erst mal mit dem Nötigsten versorgt sind, ein Dach, na gut, oft ist es nur ein wackliges Zeltdach, über dem Kopf haben und genügend zu essen, brauchen unsere Unterstützung.

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Zu Besuch

bei anderen Leuten.
Oder eine neue Folge von: Durch’s Netz gegangen

Adventskranz - Mathilde MAG

Dochdoch die adventliche Schmückerei hat einen Sinn. Neulich sah ich irgendwo Bilder vom winterdunklen Stockholm, wo alles mit Kerzen und dezentem Weihnachtsschmuck verschönert war und da hat es bei mir klick gemacht. Klar, wir merken das dunkle, graue Nass da draußen nur noch halb so doll, wenn es dazwischen rot-weiß-warm leuchtet. Die Frage, ob es Weihnachtszauber in den eigenen vier Wänden braucht, kann ich jedes Jahr von neuem und mit immer mal wieder neuem Ergebnis bedenken. Mal denke ich, auja her mit dickbäuchigen Nikoläusen, Kerzen und Weihnachtskugeln und dann denke ich wieder, iiihh, das wird hier vor lauter Deko alles so vollgerümmelt. Aber dieses Jahr werde ich wohl wieder dunkles Tannengrün, Kerzen, rote Amaryllis und Vogelbeeren in der Wohnung verteilen. Und ich werde die dunkle Jahreszeit zum Nachdenken, Träumen und Kopfreisen nutzen. Zum Beispiel nach New York, wo Erin einen garantiert nicht überladenen Adventskalender in ihrer winzigen Wohnung aufhängt. Bei ihr hat das Methode, sie setzt alles dran auf den allerwenigsten Quadratmeter nüchterne Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Habe ich das gerade wirklich geschrieben? Nüchterne Gemütlichkeit. Es ist einfach so in die Tasten geflossen. Aber das trifft es. Es ist genau die Gemütlichkeit, die entsteht, wenn Menschen lange über das perfekte Teil nachgedacht haben. Und da braucht es dann auch keine Deko-Massen mehr, die ansonsten auf Instagram und Pinterest immer so nötig scheinen.

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Ein ganzes Leben

Robert Seethaler, Ein ganze Leben

Ein Buch lebt von Worten, es geht gar nicht anders. Robert Seethaler aber erzählt Ein ganzes Leben eines Mannes, dem die Worte nicht so sehr liegen. Andreas Egger, seine Hauptfigur, redet nicht viel – auch nicht angesichts großer Gemeinheiten, Unglücksfälle, kleiner Glückseligkeiten und des harten Arbeits-Alltag in den Alpen. Irgendwie spürt man diese Wortkargheit in den schmalen schlichten Sätzen, die Seethaler für seine Figuren erfindet.

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