Frühling lässt sein blaues Band

Seit gerade erst liegt der Frühling in der Luft. So schön. Ich müsste spazieren gehen, Blumen begucken, Frühlingsluft atmen. Stattdessen liege ich etwas angeschlagen auf dem Sofa und flattere von einem Gartenblog zum nächsten. Dabei staut sich auf meinem Schreibtisch gerade alles, ein neues Projekt schluckt staubsaugermäßig meine Zeit und alle die anderen beruflichen Dinge, die ja auch mal gemacht werden müssen, liegen so halbfertig herum. Es ist … zum Mäusemelken. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja richtig, Frühling, blaues Band:

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
— Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!

Vielleicht, vielleicht, so möchte ich Pfarrer Mörike zurufen, ist das mit dem Harfenton, ein bisschen zu viel des Guten. Ich höre nie auch nur das kleinste bisschen Harfe. Andererseits, was weiß denn ich, vielleicht war die Harfe im Schwäbischen im 19 Jahrhundert recht verbreitet. Verbreiteter jedenfalls als in Hamburg außerhalb von Musikschulen, die sich der Barockmusik verschrieben haben.

Ein virtueller Streifzug

Bevor ich an die frische Luft gehe, ein paar Eindrücke aus den virtuellen Gärten dieses Internets. Fast zu allererst habe ich die Mimose entdeckt.* Mrs. Greenhouse jedenfalls hat einen Mimosen-Kranz geflochten. Dabei fällt mir auf, dass ich bis hierhin nicht einmal wusste, dass die Mimose so ein hübsches, rundes und vor allem gelbes Geschöpf ist.

Danach laufe ich bei Frau Meise vorbei. Die Architektin hat mir ihrem Freund einen wunderschönen Garten gestaltet, der gepflegt aber nicht militärisch aufgeräumt aussieht, inklusive schön durchdachtem Häuschen. Na gut, die Frau ist vom Fach, das mit dem Häuslebauen sollte sie können, aber auch ihre wuchernden Blumen sind allerliebst.

Gartenliebe

Bei Margeranium werden gleich zwei Gärten begärtnert, ein alter Schrebergarten und ein neuer am Haus. Plus ihr Blog, der regelmäßig begrünt wird. Ich bin in der Provinz aufgewachsen, da haben viele Leute ein freistehendes Haus mit Garten drum herum, wir auch. Und das war für meine Mutter auch immer das Argument gegen die Kleingartenliebe meines Vaters. Der hätte gerne den alten Schrebergarten seiner Tante Gustl gekauft und den auch noch beackert, zusätzlich zu unserem Garten direkt vor der Terrassentür. Wann genau, an welchen Wochenende, zu welchen Abendstunden wir das noch hätten machen wollen und was stattdessen hätte ausfallen sollen, konnte mein Vater nie so recht überzeugend erklären, weshalb es in meiner Kindheit dabei blieb, dass wir gelegentlich beim Waldspaziergang an eben jenem alten kleinen Gärtchen mit der verfallenen Laube längs kamen und uns eine kleine Weile vorstellten, wie es wäre, wenn statt der herunter gekommenen Hütte, dort eine feine neue Laube stünde und statt der holzigen alten Büsche fröhliche Blumen wucherten.

So viel weiter bin ich heute auch nicht. Gelegentlich begucke ich frisch aufgeblühte Blumen anderer Leute und stelle mir so einen Garten doch recht hübsch vor. Allein, die Zeit …

  • * Aus Gründen möchte ich anmerken. Hat man erst mal eine Mimose im Leben, und in meinem macht sich eine solche neuerdings gelegentlich bemerkbar, sieht man dauernd welche. Das Prinzip kennen Sie vielleicht von Rennrädern oder ähnlichem. Plant man die Anschaffung eines schnittigen Rades, sind’se auf einmal auf allen Straßen.
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