Dochdoch, das Hamburger Schauspielhaus ist toll, das Thalia sowieso, ich habe da schon großartige Abende verbracht. Wenn ich an Theater denke, sehe ich unwillkürlich den dunkelroten Samt des Schauspielhauses vor mir, die goldenglänzenden Brüstungen, das erwartungsvolle Dunkel der Hauptbühne. Aber das kann ja nun nicht alles sein. Hamburg ist groß, ein paar mehr Bühnen haben wir schon. Nur, „die im Dunklen sieht man nicht“ so leicht.
Wie gut, dass es die Hamburger Theaternacht gibt, die viele Bühnen ins rechte Licht rückt. Die Großen habe ich links liegen gelassen. Damit blieben von den 42 Bühnen, die sich an der diesjährigen Theaternacht beteiligt haben, ja bloß noch bummelige 37 über. Genug um mich in positiven Stress zu versetzen. Wenn es so viel zu entdecken gibt, wo fangen wir dann bloß an? Das kleine Hoftheater versprach „Ganze Kerle“, allerdings draußen an der Horner Rennbahn, im Echtzeitstudio an der Alsterdorfer Straße sollte es irgendwas mit falschen Wimpern geben. Aber da war ja auch noch die 2te Heimat in Altona, toll, erzählten mir viel später am Abend Ex-Besucher. Ich war da nämlich nicht, sondern im Monsun Theater. Wir sind nach längeren Verhandlungen, die streckenweise an die Planung eines napoleonischen Feldzuges erinnerten, zuerst nach Altona gefahren. Fast wären wir nicht mehr rein gekommen. Die Idee um acht Teile von „Gut gegen Nordwind“ zu schauen hatten noch ein paar andere Menschen. Wie toll, dass es noch geklappt hat, so habe ich ein Stück entdeckt, dass ich demnächst in voller Länge schauen werde. Wahrscheinlich wäre mir das sonst nicht eingefallen, nachdem ich das Buch als zwei, drei Schleifen zu langatmig in Erinnerung hatte. Anschließend sind wir ins Kellertheater direkt gegenüber der Leiszhalle. Vom Sehen kannten wir uns also schon. Tatsächlich hineinspaziert bin ich am letzten Samstag zum ersten Mal. Ach, erste Male sind toll. Ich habe ein kleines, feines Theater entdeckt, das mit viel Liebhaberei von engagierten Menschen in ihrer Freizeit betrieben wird.
Die Regisseurin, die eben noch eine Einführung in ihr Stück gegeben hatte, polierte im nächsten Moment Rotweingläser, der Schauspieler, der eben noch der Star auf der Bühne gewesen war, ließ anschließend die Gäste fürs nächste Stück hinein. Seit Schultheaterzeiten habe ich keine Laien mehr auf der Bühne gesehen, das wird sich demnächst ändern. „Die Zierpflanze“ machte einen guten ersten Eindruck und das nicht nur, weil ich die Geschichte schon von François Ozons Film kenne oder die 70er Jahre Dekore so schön schräg sind. Glücklich habe ich eine Einladung zur Generalprobe mitgenommen, bevor wir uns auf den Weg machten.
Wie gut, dass es die Hamburger Theaternacht jedes Jahr gibt. Es gibt so viel zu entdecken.