Es ist gar kein Xylophon! Jim Hart, der mit Saxophonist Marius Neset im gleichnamigen Quintet spielt, schlägt gekonnt auf Vibrafon und Marimba ein. Im Zusammenspiel mit dem Saxophon Nesets klingt die hellen, fröhlichen, verspielten Tonfolgen großartig. An manchen Stellen fast wie das Kinder-Instrument. Marius Neset lässt sein Saxofon mal in experimentellen, mal klassischen Läufen blitzfix durch und gegen die Harmonien laufen. Getrieben vom Rhythmus des Schlagzeugers Anton Egers.
Dessen Spiel erinnert zeitweise stark an Hochleistungssport. Irre, was der Mann mit der Mimik eines Ruderers in der Endphase des Rennens für Rhythmen erfindet. Neset und sein Co-Autor Egers haben den Haupttrack der aktuellen CD „Pinball“ genannt. Und wie eine Flipperkugel flitzt ihre Musik zeitweise durch den Raum, gehalten von der sonoren Hintergrundstimme des Kontrabass‘ von Petter Eldh, angefeuert von den Klavierläufen Ivo Neames. Immer wieder entlockt Neame seinen Tasten kleine und größere Melodien. Man möchte sie sich merken, mitsummen. Klappt nicht, überhaupt nicht, zu schnell treibt das Ensemblespiel der Fünf auf der Bühne die Musik weiter. Bis zur Pause vergeht die Zeit wie im Flug.
Wir stehen in der Halle 424 im Hamburger Oberhafen. Halb Requisite für Film-Aufnahmen, halb Flohmarktlager ist sie der ideale Raum für ein Konzert, das Musik weitertreibt. In jeder Ecke gibt es was zu entdecken, ein alter Globus, Engel, überlebensgroße Zahlen, Gerümpel. Es ist nicht alles neu, natürlich nicht, aber die Mischung ist es. Wie der Jazz des Marius Neset Quintets. Nach der Pause muss ich dringend von meinem Sitz hochhüpfen. Ich will sehen, woher die Töne kommen. Anton Egers schlägt seine Schlagzeuge, aber der Rest? „Music for Drums and Saxophone“ ist … ja was eigentlich? Marius Neset spielt sein Saxophon in Stakkato-artigen Tonfolgen, allerdings tonlos, ohne Luft durch das Instrument zu blasen. Heraus kommt ein groovendes Stück Rhythmus, das mit seinen Klicklauten ein bisschen an Afrika denken lässt. Irre, genau wie der „World Song“. Die Jungs auf der Bühne fangen mit einfachem Händeklatschen an, erst langsam, dann immer schneller bis zum Wirbelsturm, über dem Sturm setzt das Saxophon ein, treibt in immer wilderen Sprüngen und Läufen, mit und gegen die Harmonien durch die Musik, bis nach und nach die anderen Instrumente einsetzen.
Das Marius Neset Quintet spielte vergangenen Samstag im Rahmen der Elbjazz Tracks 42-Reihe in der Halle 424 im Oberhafen, Stockmeyerstraße 43, Hamburg. Die Reihe Elbjazz Tracks 242 findet einmal im Monat eine Fortsetzung. Gehen Sie da hin! Wenn das nächste Konzert nur annähernd so großartig wird, haben Sie Spaß.
Am 31.3.2015 spielt Céline Rudolph mit Lionel Loueke in der Stockmeyerstraße 43, 20457 Hamburg, Beginn: 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr.
Und nicht zu vergessen: Am 29. und 30. Mai Zwei Tage mit 50 Konzerten im Hamburger Hafen: Elbjazz.