Angeblich sollen Swap Partys in Hamburg seit etwa 2011 im Trend sein. Zumindest liest man das in der einschlägigen Presse so. In meiner Familie waren Kleidertausch-Veranstaltungen eigentlich aber immer Mode. Das mag daran liegen, dass meine Mama vier Schwestern hatte, die teilweise auch wieder Töchter haben. So ergibt sich eine recht große Schar aus Tanten, Cousinen, Bruder-Freundinnen und anderen weiblichen Anverwandten, die Klamotten weiter vererben kann. Als ich klein war, ging es tatsächlich ums Nicht-mehr-Passen und an die Nächste weitergeben. Aber eigentlich war der übervolle Kleiderschrank meiner schicken ( so pariserisch chic) Patentante oder meiner Cousine, die von sich selbst sagt, sie sei Mode verrückt, auch immer schon ein eigener Anlass. Wieso nicht mal ausprobieren, ob diese obercoole Marlene Hose nicht auch an mir gut aussähe?
Oder dieses kleine Schwarze, mit dem ich bestimmt irgendwo zum Five o’clock Tea gehen könnte. Wenn ich denn jemals eine solche Einladung bekäme, steht mir das? Etliche dieser geerbten Teile habe ich jahrelang getragen und geliebt.
Irgendwann habe ich meiner Freundin Kate davon erzählt. Und die hat die Idee aufgegegriffen und – um es mal zurückhaltend zu formulieren – professionalisiert. Fünf Freundinnen, die sich am Samstag Abend zu Cocktails und Häppchen trafen. Kate hatte einen richtigen Kleiderständer aufgebaut, pittoreske alte Koffer aufgeklappt und die erste Ladung Kleider so präsentiert, als gälte es die Kundinnen einer angesagten Szenviertel-Boutique zu überzeugen. Nach und nach haben wie anderen Vier unser Zeug dazwischen arrangiert. Leise perlten französische Chansons aus den Lautsprechern, es gab Häppchen und gepflegte Unterhaltungen. Fast hätte man meinen können, wir seien bei Carrie Bradshaw zu Gast.
Dann der erste Schub Aktion. Und blitzschnell sind wir zu Verkäufern unserer eigenen Sachen mutiert, haben Geschichten erzählt, wann dieses elegante weiße Kleid seinen ersten Einsatz hatte, in welcher Stimmung jener Trenchcoat in einer spanischen Boutique erstanden wurde. Was an jenen weichen Pullovern toll ist und warum sie trotzdem nicht mehr getragen werden.
Was soll ich sagen? Es war toll. Ich habe jetzt eine elegante schwarze Nadelstreifen Drykorn Hose im Schrank. Nicht neu, aber new to me, und vor allem: for beautiful people. Ha. Meine (dritte! Wer braucht schon drei) Joggingjacke hat eine neue Besitzerin, die sie hoffentlich regelmäßig ausführt und mein semitransparenter silberner Pullover wird von seiner neuen Trägerin vielleicht genauso intensiv geliebt wie er von mir vernachlässigt wurde. Ach ja, meinen Kleiderschrank kann ich jetzt auch wieder benutzen. Wo er kein nahezu undurchdringliches Klamottenknäul mehr beherbergt. Sondern sogar Platz für ein neues, sagen wir, gestreifte T-Shirt bietet.
Jetzt ist es gut. Das ist das Ende. Obwohl? Jeder gute Film hat doch eine Fortsetzung, oder? Ich freue mich also auf Teil 2.
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