und K wie Kommentare. Oder V wie Vernetzen. Dass ich angefangen habe zu bloggen, hat viel damit zu tun, dass ich schon lange vorher angefangen hatte zu lesen. Garance Doré habe ich schon gelesen, als sie noch eine relativ unbekannte Streetstyle Bloggerin in Paris war (Garance ist so etwas wie mein „Bäh, ich war aber schon Fan der Band, als die noch auf kleinen Indie-Festivals gespielt hat“-Moment in der Online-Welt.) in der deutschsprachigen Blogging Welt habe ich vor einigen Jahren Anders Anziehen entdeckt, irgendwann die Herzdamengeschichten und ach und so viele andere Blogs. Ich mochte und mag daran, dass ich andere Leute für einen Moment in ihrem Leben besuchen kann. Vielleicht haben sie ein bisschen aufgeräumt, ganz bestimmt haben sie schon mal einen Kaffee aufgesetzt, während sie noch nach den Keksen kramen und dabei schon drauf los reden.
Eigentlich ist das genau das, was mich an meiner Arbeit als Journalistin immer fasziniert hat.
Jemand Anderes lässt mich an seinem Leben teilhaben. Vielleicht sitze ich in seinem Wohnzimmer und er erzählt mir, wie es am Anfang war in Deutschland der Russlanddeutsche zu sein, während er in Sibirien doch immer der Deutsche gewesen war. Oder ist erfahre, warum sie sich in der Lokalpolitik engagiert, worum es ihr dabei geht. Erscheinen dann Artikel darüber in der Zeitung sind die Fakten überprüft worden, der Artikel hat eventuell einige Graphiken und Hintergrund-Infos zur Verdeutlichung des gesellschaftlichen Problems erhalten. Das Endergebnis ist oft ein wenig geglättet. Das hat seine Berechtigung.
Das Tolle an Blogs aber ist, dass sie in ihren besten Momenten ein klein wenig direkter sind. Der Blogger hat vielleicht sein virtuelles Wohnzimmer aufgeräumt, aber es gibt keinen Textchef, der hinterher jede Formulierung noch mal extra glatt wienert, jedes Thema mit Wichtigkeit auflädt. Nein, alles bleibt mehr oder weniger so, wie der Blogger es in dem Moment meinte. Und zu einem Gespräch gehören eben immer mindestens zwei. Einer, der erzählt und ein anderer, der mindestens gelegentlich „hhm“ murmelt, oder nachfragt, oder sich angeregt fühlt eine Geschichte zum selben Thema zu erzählen. Das habe ich in den Kommentaren (endlich kommen wir hier zu K wie Kommentare) meiner Lieblingsblogs gelegentlich auch getan. Und irgendwann fand ich, ich müsste endlich mal eine Gegeneinladung aussprechen. Ein eigenes Wohnzimmer einrichten, selbst was erzählen, zu den Dingen, die Mathilde mag, die sie auf Reisen oder Streifzügen entdeckt hat, Menschen vorstellen, die sie getroffen hat. Mathildes Wohnzimmer ist das hübsche Zimmer mit den großen Fenstern zur Straßenseite, ein bisschen direkter und privater als die journalistische Arbeit aber dennoch kein privates Online-Tagebuch. In so’nem Wohnzimmer darf man sich unterhalten (ergo: kommentieren), gerne. Solange es ein echtes Gespräch ist, der Kommentar auch wirklich ein Kommentar zum Inhalt des Blogposts ist. Ach ja, in meinem eigenen Wohnzimmer möchte ich außerdem ganz gerne freundliche und höfliche Unterhaltungen haben mit Leuten, die sich mir vorgestellt haben. Also bitte mit Namen, Email-Adresse und vielleicht einer Blogadresse. Dass ich in meinem Wohnzimmer keine Beleidigungen hören möchte und auch nicht ungefragt mit Werbung angebrüllt werden will, ist klar, ne? Echte Kommentare sind aber auf jeden Fall gut, sie gehören zu jeder richtigen Unterhaltung. Wenn’s passt, antworte ich kommentierend auf Kommentare, manchmal lasse ich dem anderen auch das letzte Wort. Gelegentlich kommt es zu einem Gegenbesuch auf dem Blog des Kommentators. Wenn ich was zu sagen habe, rede ich schreibend auch dort. Logisch, dass ich zu Neontraumas Blogger-Alphabet was zu erzählen habe. Und seit ich im Mathilde Mag ein eigenes Wohnzimmer eingerichtet habe, kann ich sogar eine Gegeneinladung aussprechen. Ist das nicht toll?