Es gibt so Tage, Sonntage gerne, da bin ich nicht bereit mich von gutem Wetter terrorisieren zu lassen. Jedenfalls nicht die ganze Zeit, später ist es bestimmt auch noch schön. Aber jetzt, jetzt muss ich noch ein kleines Bisschen weiterlesen, im Bett herum liegen, einen schwarzen Kaffee dazu und den Tag langsam kommen lassen. Dazu ein Buch und alles ist fein.
Das lustige am Herumliegen ist ja, dass es in der Vorstellung ganz wundervoll ist, aber irgendwann beim echten Herumliegen kippt das. Dann fühlt es sich auf einmal mehr nach krank sein an und gar nicht mehr nach Sommersonnensonntag und Müßiggang.
Also aufstehen und noch im Schlafanzug ein bisschen was herumpusseln. Denn könnte ich ja mal frühstücken. Besonders unter der Woche ist das nicht meine Mahlzeit, alle 12-von-Zwölf-Leser wissen nur zu gut, dass dann ein Kaffee als vollwertiger Ersatz bei Mathilde durchgeht. Aber Kaffee hatte ich ja gerade schon und mein Buch hat noch beruhigend viele ungelesene Seite übrig. Also wandert es mit zum Frühstückstisch, weil auf den die Sonne so schön scheint und überhaupt.
Das tut sie im Wohnzimmer auch und eigentlich nicht weniger schön, ich nähere mich dem Tag da draußen systematisch, wenn ich mein Buch mit in den Schaukelstuhl nehme.
Anschließend fühle ich mich motiviert eine sonntäglich angepasste, eingeschränkte Waschroutine routiniert durchzuführen. Ohne Make-up, dafür aber mit einer Haarkur in den nassen Haaren öffne ich die Terrassentür, soll ja keiner sagen, ich bemerkte das tolle Wetter da draußen nicht, ich will eben nur nicht zu übermäßigen Reaktionen gezwungen werden. Anschließend jedenfalls beziehe ich im Bademantel das Sofa, das Buch kommt wieder mit. So muss das mit dem Müßiggang.