Soul Scent

 

Heimatduft. – Seit ein paar Stunden riecht meine neue Wohnung wieder nach Zuhause. Seit gestern Abend fühlt sich mein neues, altes Leben wieder ausreichend vertraut an. Es hat krass lange gedauert. Und es war gut so.

 

Aber fangen wir vorne an: Ich bin umgezogen, nach vielen (viel zu vielen) Jahren in der alten Wohnung, in der mich manches störte und einiges hielt (mein altes Viertel, die Schanze, ach). Davor hatte ich viel gearbeitet. Mitten in der Hitze dieses gigantischen Sommers in Hamburg dann der Umzug. Der war anstrengend: Kisten packen, Kisten auspacken, Leuchten anbringen, das volle Programm eben. Zum Glück habe ich wundervolle Freunde, die meinen (nicht so toll vorbereiteten) Umzug mit mir gerockt haben.

 

Kurz danach bin ich in den Urlaub gefahren, habe halb ausgepackte Kisten und eine Menge Chaos hinter mir gelassen und Teile der antiken Seidenstraße entdeckt. Usbekistan war noch heißer als Hamburg (Einmal hatten wir doch tatsächlich 52 Grad in der Sonne, Schatten ist in diesem Land mit den vielen Wüstengebieten nicht vorgesehen), es war beeindruckend schön – ornamentale verzierte blau-weiße Moscheen, Minarette Medresen – jeder bedeutende Herrscher ließ schon im Mittelalter eine Schule bauen. Und die Menschen, die uns begegnet sind, waren alle schrecklich nett. Zum Beispiel dieser junge Ingenieur, mit dem wir uns im Zug von Samarkand nach Tashkent so gut unterhalten haben und der am Ziel angekommen darauf bestand, uns in seinem Taxi zu unserem Hotel bringen zu lassen. Jede Beteiligung an den Taxikosten hat er strikt abgelehnt. („One day I’ll be in your country and then somebody else will be nice to me.“).

 

Dann bin ich wieder gekommen, habe ein paar weitere Kisten ausgepackt, längst nicht alle, und bin für eine weitere wunderschöne Ferienwoche mit der Familie nach Holland ans Meer gefahren. Den Lieblingsneffen ein bisschen kitzeln, in der Sonne liegen, durch hübsch Städtchen schlendern, Wein zu trinken und auszuschlafen, viel und oft.

Zurück in Hamburg, ist noch immer noch nicht alles so, wie es soll. Nur übers Handy-Netz mit dem Internet verbunden zu sein, ist zum Beispiel etwas mühsam; Ich finde noch längst nicht alle Sachen auf Anhieb; Ein kleines bisschen fremdele ich noch mit dem Stadtteil. Sollte ich noch mal umziehen wollen, ich weiß gerade ganz gut, wie es geht. (Und welche Fehler man vermeiden sollte.) Aber das wird.

Seit ich aufgehört habe mit Farbe und Terpentin zu experimentieren, die neue Wohnung endlich mal gründlich geputzt und frische Blumen in die Vase gestellt habe, riecht sie auch endlich wie mein Zuhause.
Gestern Abend waren wir auf einem Konzert im Hof des Museums der Arbeit. Tina Dico hat gerade mal drei Lieder spielen können, als uns ein Unwetter vom Platz jagte. Unter einem Plastikponcho mit klatschnassen Haaren und Füßen konnte ich ganz gut an die Zeit vor dem Umzug und den Urlauben anknüpfen. (Hallo Elbjazz. Regen können wir in Hamburg ja eigentlich, nur haben wir das zwischendurch fast vergessen, scheint mir.)

Auf jeden Fall war es gut loszugehen und einfach zu machen. Ich bin jetzt Expertin fürs Ausmisten, Sortieren und Neugestalten.* Ich habe viel gesehen und noch viel mehr erlebt. Viele neue Projekte formen sich in meinem Kopf. So großartig der Sommer war, der Altweibersommer wird größer.

 

  • Demnächst gibt es dazu einen eigenen Post.

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