Promenades

Mathild e! – Die mir befreundeten Franzosen sprechen meinen Vornamen mit einem kleinern hüpfenden e am Ende aus. Im Französischen ist ist das e am Ende eigentlich stumm, aber sie wissen natürlich, dass meine Eltern mich auf deutsch benannt haben, also geben sie sich dieses kleine bisschen Extra-Mühe. Ein fröhliches phonetisches Ausrufezeichen diese e, eigentlich klingt es mehr wie ein ganz kurzes ö. Einen ganzen wundervollen Tag lang laufe ich heute alleine durch Lyon. In meinem Kopf hüpft das e am Ende mit.

Ansonsten bin ich voll und ganz mit Erinnerungen beschäftigt. War am Ende dieser kleinen Gasse nicht ein Platz mit einem Brunnen, auf dessen Rand man sitzen und billigen Rotwein trinken konnte? Ach guck, das große Kino in der Einkaufsmeile gibt es noch. Selbst das „Printemps“ wurde noch nicht von diesem Internet hinweg gefegt. Die Sonne scheint, ein frischer Wind weht mir um den Kopf, das passt alles ganz wunderbar. Nur St. Jean, das Altstadtviertel auf der anderen Seite der Saône ist mir zu touristisch. Pffff, ich habe hier schließlich mal gewohnt, bin bei der Fête de la Lumière wein bierselig durch die kleinen Gassen geschlendert. Also zurück in die kleinen Seitenstraßen auf der Presqui-île, wo jetzt um die Mittagszeit die Verkäuferinen und Händler rasch ein Sandwich oder einen Salat essen.

Bevor ich durch das alte Seidenweber-Viertel La Croix Rousse schlendere, sitze ich (wie so‘ne Hipsterette) im Coffeeshop und tippe in meinem Rechner. Monsieur, le garçon im Slake Coffee House, überschlägt sich mit allerlei „Comme vous voulez. Madame“ und ich trinke einen Latte Macchiato, oui, ich weiß, pas très français, aber das hier ist Weltreisen für Anfängerinnen. Deshalb, à plus tard, ich möchte weiter schlendern.

Schreibe einen Kommentar