Solveig

Brotteig

Die Tage verstrichen einer nach dem anderen wie ein Brotteig, der langsam aufgeht, ohne dass ihr Leben davon einen Sinn ergab.‘ So oder so ähnlich wurde in einem israelischen Krimi, mal das Leben der Protagonistin beschrieben. Dass das Jahre später mal Sinn ergeben würde, konnte ich damals natürlich noch nicht wissen. An manchen Tagen fühlt sich all das Home-Gedingse, das wir zur Zeit so tun, so an. So wirklich vorwärts, egal in welche Richtung, geht es eher nicht.Es läuft eher in so wellenförmigen Kreisen: Zahlen hoch, Schulen, Theater, Bars und Läden zu, Heimbüros auf, Zahlen runter, Schulen, Theater, Bars und Läden wieder auf, Zahlen hoch, und so weiter …


So ganz stimmt das natürlich auch nicht. Schließlich lernen wir lauter neue Begriffe: Inzidenz, R-Wert, Antigentest, Antikörpertest und Anstellgut. Dazu später mehr.
So mit den immer weiter wabernden Wochen ohne die alten Hobbys (Restaurants ausprobieren, Freunde treffen, Theater, Kino, Reisen) entdecken wir nach und nach neue Hobbys. Wohnungsverschönderung, DIY nenne ich das jetzt in aller Zeitgeistigkeit. Obwohl es eigentlich nur das gute alte Renovieren ist, das ich in den Hochzeiten meiner studentischen Umzüge ein bis zwei Mal im Jahr gemacht habe, immer dann wenn ich ein WG-Zimmer an den oder die Nachmieterin übergeben habe. Jetzt auf der Suche nach neuen Hobbys sind meine Ambitionen da allerdings gewachsen. Jetzt reicht es natürlich nicht mehr ein bisschen Rauhfasertapete mit frischer Farbe zu berollen. Jetzt gibt gleich ein ganzes Farbkonzept. Rote Wände habe ich schon, eine dunkelblaue auch, sogar eine graue. Was also als nächstes tun?

Brotbacken!

Kochen haben wir ja auch schon seit Wochen eskaliert. Auf unserer dunkelblauen Tafelwand im Flur steht als Projekt für die Corona-Zeit „Kulinarik“ und daran kochen wir auch weiterhin fleißig mehrmals die Woche. Nachdem Essen gehen nun auch nicht mehr in Frage kommt, spielen wir mehrmals die Woche zu Hause Restaurant. Eigentlich habe ich auch früher schon ganz gerne gekocht, gelegentlich zumindest. Früher fiel aufwendiges Kochen wegen anderer Veranstaltungen allerdings häufiger aus, gerade fallen die anderen Veranstaltungen häufiger aus. Auch so ein Zyklus. Jedenfalls haben wir uns in letzter Zeit eine neue, aufwändigere Routine mit lauter exotischen Gewürzen erkocht.
Nachdem der Zyklus aus Läden zu, Läden auf und so weiter ja immer noch nicht fertig ist, brauchte es eine neue Eskaltationsstufe. Darf ich vorstellen? Das ist Solveig, das Anstellgut unseres ersten Sauerteiges (also das Anstellgut des Alltagsprinzen um genau zu sein). Dazu mischt man Wasser und Mehl, stellt das Ganze auf die Heizung und lässt Zeit und Gut aufgehen. Passt ganz gut in die Zeit, nicht wahr?

  • P.S. Alles, was wir bisher wissen und können, haben wir vom Plötzblog. Wenn Sie mal vorbei schauen mögen.
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