Wegfahren wird völlig überbewertet, scheint mir. Jedenfalls solange das Wetter in Hamburg so gigantisch ist. Lauschige Plätzchen und überraschend grüne Ecken haben wir in der schönsten Stadt der Welt schließlich auch. Und die sind genauso unbekannt wie diese einsame Bucht in der Karibik. Jedenfalls für mich. Welcher Hamburger kennt schließlich Entenwerder?
Oder Kaltehofe? Sonntagmorgen um 11 lag ein wunderbar verträumter sonnendurchtränkter Tag vor uns und den Deichtorhallen. Die Hansestadt verhielt sich ungewöhnlich ruhig, wenig Verkehr, dafür umso mehr Spaziergänger und Sonntagsradler. Ideale Bedingungen um den beiden Lütten Hamburgs versteckte Ecken zu zeigen. Wir fuhren über den neuen Radweg am Hamburger Großmarkt in Richtung Rothenburgsort.
Halt, das stimmt nicht ganz. Erst nach einer kleinen Stärkung in der Hafencity mit Blick auf all die glänzenden Neubauten, suchten wir den Weg zwischen dem Hamburger Großmarkt und dem Oberhafen. Hier ist Hamburg noch viel, hach wie soll ich sagen, prosaischer.
Also weder glänzende Legoland-Architektur wie in der Hafencity noch Industrieromantik mit bunten Lastkränen, die so gerne für Reiseführer fotografiert werden. Kurz nach den grauen Nutzbauten aber, wird es unerwartet bezaubernd. Entenwerder ist ein kleiner grüner Flecken mitten in Hamburg, den kaum jemand kennt. Mittendrauf steht ein kleines Fährhaus, das so liebevoll selbstrenoviert und irgendwie schrullig wirkt, dass man sich mitten in der strukturschwachen Provinz wähnt. Miriam und ich waren uns sofort einig, dass frischer Pflaumenkuchen und einfache Bierbänke genau das richtige sind, um ins idyllische Grün zu blicken. So gestärkt übten wir unsere Räder auf- und zusammen zu klappen. Könnte ja sein, dass man’s nochmal braucht. Sehr zur Belustigung der Kaffeehausgäste. Und fuhren gemütlich weiter gen Südosten, was uns nach Kaltehofe und der dortigen Wasserkunst führte.
Es ist fast schade, dass ich gerade niemanden heiraten will. Sonst könnte ich das so wunderschön in der Villa des ehemaligen Hygiene-Instituts der Hamburger Wasserwerke tun. Das dazu gehörige Museum im weißen Kubus muss genau wie die Hochzeit noch ein bisschen warten. Solange bis es in Hamburg mal wieder regnet. Aber das soll ja gelegentlich vorkommen. Dann finde ich bestimmt raus, was es mit Hamburg und dem Wasser auf sich hat. Wir fanden das schöne Wetter draußen zwischen den alten Wasserhäuschen, Rückhaltebecken, Kräutern, Farnen und Singvögeln einfach besser. Urlaub, war da noch was? Ich glaube, ich kann es gerade nicht so recht hören. Die Sonne scheint so laut.
P.S. Ach, ganz am Schluss sind wir auf ein letztes Getränk in der Handlebar eingekehrt. Demnächst muss ich unbedingt mal an einer ihrer Sonnenaufgangstouren teilnehmen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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