Es nützt ja nix, der Herbst wandert mit Seibenmeilen Stiefeln in mein Leben. Am Sonntag haben meine Mama und ich also unseren eigenen Intensivkurs in Sachen Herbst durchgeführt. Wir sind über die Internationale Gartenschau auf der Hamburger Flussinsel Wilhelmsburg spaziert.
Spazieren trifft es streng genommen nicht so ganz. Stundenlanges Wandern schon eher. Das war auch nötig. 200 verschiedene Rosensorten, elegante weiße Schönheiten, kleine Strauchrosen, lustige Gelbe, zarte Rosane, wilde Rote, kleine Strauchrosen. Immer wieder mussten wir stehen bleiben und zum Beispiel überlegen, ob dieses Apricot zu kitschig ist oder in der Natur ganz zauberhaft und bloß in einer toskanischen Landhausvilla in der norddeutschen Tiefebene fies aussähe. Oder ob weiß als Blumenfarbe nicht doch ein bisschen zu steril wirkt. Nein! Auf keinen Fall, wunderschön kann weiß sein.
Die „Welt der Häfen“, die sie auf der igs aufgebaut haben, sah mir ein bisschen zu sehr nach Baumarkt-Paradies aus. Die „Welt der Kontinente“ fand ich schon besser. Schon, weil sie so prima Titel hatten: Sansibar oder der letzte Grund etwa war eine Bonsai Schwarzkiefer auf einem Felsen. Drumherum gab’s ein bisschen türkises Wasser und gelben Sand. Lustig, wenn ein Bonsai-Bäumchen so groß tut. Auch nicht schlecht der Jardin amazonas. Jeder Eingriff in den Regenwald beeinflusst das ökologische Gleichgewicht. Je mehr Besucher unter den verschiedenen Regenschirmen hindurchgehen, desto doller gerät er ins Schwanken. Wegen des ökologischen Gleichgewichts. Hätte ich jetzt ohne die Erklärung der igs-Macher nicht verstanden.
Aber was soll’s, am Ende fand ich die Astern, Dahlien, Herbst-Anemonen und Elfenspiegel, ach, Elfenspiegel am besten. Passt irgendwie hierher – ins norddeutsche, spröde Flachland, meine ich.
Nachtrag: Auch wenn ich gerade gelesen habe, dass Feenspiegel Nordafrikaner sind. Damit passen sie ja nun wieder ganz wunderbar ins multikulturelle Wilhelmsburg. Astern und Dahlien sind auch nix besser. Sie kommen aus China (Astern) und Mittelamerika (Dahlien). Mir doch egal, hierhin gehört immer noch, was mir gefällt.