Ichweißichweiß, hier in Hamburg nennen sie die Veranstaltung Hamburger Theaternacht. Jedenfalls stellen die Hamburger Bühnen neue Produktionen und alte Bekannte vor, laden ein, Menschen, Kulissen und Ideen kennen zu lernen. Da Hamburg einigermaßen groß ist, haben wir hier viele Bühnen. Das setzt mich immer ein bisschen unter Freizeitstress. Es ist ja gar nicht möglich Kent Naganos Eröffnungs-Inszenierung an der Staatsoper (auszugsweise) zu entdecken und zu schauen, was es mit der Effi Briest Inszenierung mit anderem Text und anderer Melodie am Schauspielhaus auf sich hat. Egal wie lang die Theaternacht ist, gleichzeitig kann ich bisher nicht an mehreren Orten sein* … äh und mental auch nicht so wirklich.
Zum Glück hat Hamburg nicht nur viele Bühnen sondern auch
das Hamburger Wetter. Die Theaternacht beginnt im Regen, setzt sich unter Tröpfchen fort, erträgt Sturmböen, Dauerregen, Nieselregen, ach alle Arten von Regen, die wir hier im Norden so gerne haben. Für mich ist der Regen ein Segen. Im Schauspielhaus angekommen, finde ich es da gemütlich und vor allem trocken. Rausgehen, das ist ziemlich schnell klar, ist keine Alternative. Deshalb arbeiten wir uns sitzplatztechnisch beim Dead or Alive Poetry Slam vom 3. Rang nach unten vorne.
Der Poetry Slammer Fabian Navarro rrrolllt sich in seiner Geschichte durchs Spanisch-Sein und Deutsch-Fühlen, naja, oder andersrum. Anne Müller vom Ensemble des Schauspielhauses hält mit einer großartigen Performance dagegen.
Am späteren Abend spielt Jürgen Gollasch mit der Schauspielerband. Jürgen Gollasch und seine Jungs spielen unterhaltsam, lustig, taktsicher, die Schauspieler singen dazu die besten Hits** der Achtziger, Neunziger und von heute.
Ein Hoch auf den Hamburger Regen, wir hatten einen wundervollen Abend und ich habe schrecklich viele Pläne für die kommende Spielzeit. Dies hier muss ich sehen, dies hier auch. Ach ja und das, wie wäre es damit.***
** Jedenfalls würden sie das im Radio so nennen. In Wahrheit singen die Schauspieler natürlich die besten aller Hits aus den Sechzigern bis heute. Und noch mehr in Wahrheit können sie gar nicht alle singen, aber das mit unheimlich viel Bühnenpräsenz.
*** Freizeitstress, ich sage es ja.