Oder: Die Frauenzeitschrift ist tot. Es lebe die Frauenzeitschrift
Die Verlage versuchen es auf die eine oder andere Weise immer wieder. Komme, was da wolle. Das Anzeigengeschäft mag stocken, straucheln, ins Nichts rutschen, das Internet kann tagtäglich wichtiger werden. Trotzdem werden immer wieder neue Magazine auf den Markt geworfen. Neuerdings findet sich im Zeitschriftenregal des Kioskes meines Vertrauens ein neues Heft: Rosa Hintergrund mit grüner Dame davor. Drüber steht: Barbara. Kleiner drunter: Kein normales Frauenmagazin.
Wie fast immer, wenn jemand behauptet, dieses oder jenes sei nun auf keinen Fall so, ist es das am Ende eben doch. Barbara benannt nach Barbara Schöneberger, die in geschmackvollem Grün auf dem Titel strahlt, ist natürlich eine Frauenzeitschrift. Bevor
ich mir also Sorgen Gedanken mache, ob nun die Oprahisierung der deutschen Medienlandschaft droht, blättere ich ein wenig durch die zartrosa Verheißung. Dochdoch, nett zu lesen schauen ist das alles. Schöne, manchmal etwas glatte Bilder*, ausgesprochen wenige Modestrecken. Gar keine? Naja fast. Stattdessen großformatige Bilder von hübsch angezogenen echten Menschen, deren Geschichten in Bild-Text-Collagen erzählt werden. Alles steht unter dem Motto „Das erste Mal“. Das erste Mal einen Menschen verlieren, das erste Mal Sex, das erste Mal eine Beziehung erwachsen beenden, ein Fest ausrichten, das erste Mal dies, das erste Mal das. Sie merken es schon, so schrecklich anders als in anderen Frauenzeitschriften läuft es auch bei Barbara nicht. Es gibt Mode- und Beautytipps, Rezepte, Reportagen und Interviews. Die Fotoreportage über britische Junggesellinnen-Abschiede – großes Kino, die Reportage über den Kult ums erste Kind – klasse. Dazwischen streut Frau Schöneberger immer mal wieder Anekdoten und Meinungen ein. Nun ist sie ja öfter in allerlei Medien zu sehen und zu hören. Das Meiste hatte ich sie so oder so ähnlich schon mal irgendwo sagen hören. Ist alles ganz unterhaltsam so weit. Nur: Kurze Zeit später bin ich mit meinem Lesespaß für satte 3,80 Euro auch schon wieder durch.
Barbara ist kein schlechtes Heft. Aber: Brauchen wir das nun? Noch ein neues Frauen-Magazin, das alles ganz neu und anders macht? – Nö, eher nicht.
Das alles finde ich auch in diesem Internet, oft schneller, unvermittelter mit moderner Optik und neuen Formen des Geschichten-Erzählens.** Ich freue mich zunehmend über Blogs, die anfangen Gewinn zu erwirtschaften. Und dass die aus vielen verschiedenen unabhängigen Ecken abseits der großen Verlagshäuser berichten, muss kein Nachteil sein. Ich freue mich über Vielfalt und Innovation.
** Und dort kenne ich die Anekdoten meist noch nicht.