Jetzt, wo Weihnachten näher rückt, denke ich wieder vermehrt über gutes Essen nach. Kochen und Essen durchlaufen bei mir so Phasen. Eine Zeitlang koche ich aufwändiger, kaufe neue oder lange nicht geliebte Lebensmittel auf dem Markt aus, lese Rezepte, gehe Essen und dann stehen wieder andere Dinge im Vordergrund. Ich mache mittags Sport statt was Ordentliches zu essen, bin in Sachen Kultur unterwegs, treffe Freunde. Klar, dann esse ich immer noch und auf Fastfood habe ich auch dann nie Appetit. Mein Fastfood ist dann ein Käsebrot am Schreibtisch oder ein trockener Bagel im Auto zwischen zwei Terminen, weil ich den soßenlastigen Belegungswahn in Bäckereien oder anderen Mittags-schnell-was-auf-die-Hand-Läden nicht mag und für den Besuch einer Gastwirtschaft die Zeit fehlt.
Aber jetzt rücken Weihnachten und ein paar besinnliche Tage näher, da kann man die Wochenenden davor schon mal prima mit ein paar geschmacklichen Entdeckungsreisen verbringen. Also koche ich mal wieder eine richtig gute Rindfleischbrühe, probiere Ziegenkäsetartes aus und was man mit roter Beete alles anstellen kann. Mindestens genauso gerne lese ich über gutes Essen.
Gerichte, die über meinen kochenden Möglichkeiten liegen. Restaurants, die über meinem Budget liegen, Lebensmittel, die ich noch nie gegessen habe. Meistens finde ich ja, dass man alles essen kann, was andere Menschen auch essen. Natürlich habe ich manchmal kulturell bedingte Vorbehalte, an denen ich mich nicht vorbei meditieren kann. Das halbfermentierte Haifleisch auf Island habe ich stehen lassen, der Geruch hat mich überfordert. Und die Idee halb ausgebrütete Hühnereier zu essen, wie man es in Thailand tut, war mir auch zuviel. Aber sonst finde ich vieles lecker. Eine richtig gut gemachte Rindfleisch- Bouillon genauso wie Austern, Weinbergschnecken, Gänsestopfleber, Büffelmozarella, Topinambur, Tomaten, Mangold, alte Apfelsorten, ach ich könnte die Liste ewig fortsetzen. Deshalb lese ich ja so gerne von gutem Essen. Bei Stevan Paul zum Beispiel, bei dem ich neulich allerlei Interessantes über Tiere, Fleisch, die verschiedenen Arten und Sorten gelesen habe und nicht zuletzt – die neuen Metzger.
Michaela ist ihrem Liebsten in die französische Drôme nachgezogen kocht sich das Leben mithilfe einer gemütlichen Küche und eines großen Gemüsegartens „ein Quäntchen schöner“, wie sie schreibt. Das mache ich ihr gelegentlich nach. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich das Rezept für die Ziegenkäsetartes bei ihr gefunden. Wie viele andere gemüsige Gerichte auch, die alle als Adjektiv nicht viel mehr als ein lecker brauchen.
Die drei Sterne habe ich erst vor kurzem entdeckt. Seitdem lese ich mich fasziniert durch Speiseberichte jenseits meiner Welt. Bisher war ich erst ein einziges Mal in einem Restaurant mit drei Michelin Sternen und nur gelegentlich bei Köchen zu Gast, die die Michelin- und Gault Millau- Tester beeindrucken konnten, zu Gast. So Gaumen-Reise finde ich total faszinierend. Aber so oft wie Julien Walther um die Welt reist um tolle Köche und ihre besten Gerichte zu essen, so oft geht das bei mir nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sein Blog tatsächlich ein privates Hobby, das nur seinem Geschmack und nicht den Interessen anderer Parteien (Restaurant-Besitzer, Lebensmittelhersteller,Anzeigenkunden) verpflichtet ist. Bei ihm lese ich dann von ganz besonders gelungenen Sushis und Sashimis in Tokio, Spitzengastronomie in Paris und kulinarischen Experimenten in London.