Wenn ich richtig begabt im Fotografieren wäre, würde ich vielleicht ein wenig herablassend auf mich und mein neues Foto Spielzeug hinabschauen. Ich dächte dann vielleicht, billige Effekte brauchen vor allem diejenigen, die keine überzeugenden Bild–Ideen haben. Und vielleicht dächte ich auch: Ein Bild sollte seine eigene Erzählkraft haben. Die Geschichte, die das Bild erzählt, braucht kein Chichi, sondern sie entsteht durch den Bildaufbau, seine Dynamik, die Farben, die Stimmung. Solche Sachen eben. Dochdoch, die würde ich sicherlich denken.
Nun bin ich als Fotografin aber bestenfalls begeisterte Amateurin und als solche durchaus anfällig für Tricks und Effekte. Ich habe lediglich eine gewisse Abneigung gegen Manipulationen, die das Bild am Ende zu cheesy machen: Weichzeichner, der überschwängliche Einsatz von Pastelltönen, bestimmte Motive, die an Feen, Prinzessinnen und Elfen denken lassen. Geht gar nicht. Das könnte auch daran liegen, dass dort keine Geschichten zu finden sind, die ich erzählen möchte.
Neulich aber habe ich ein kleines Werkzeug entdeckt, mit dem ich die Welt anders sehen kann. Mit der Glaskugel kann ich sie mir auf den Kopf stellen. Und die Welt durch eine Kugel gesehen, öffnet einen ganzen Assoziationsraum an Bildern und Ideen. Hilft der runde Rahmen ein Motiv besser zu erkennen? Macht das auf-den-Kopf-stellen etwas mit dem Betrachter? Oder der Gegensatz von scharfem Bild auf dem Kopf und weichem Hintergrund. Ich weiß es noch nicht. Aber ich weiß, dass ich Lust habe die Welt auf den Kopf zu stellen. Noch fällt mir nicht ein, ob es Einschränkungen gibt. Lassen sich damit nur bestimmte Geschichten erzählen und andere nicht? Lässt Sich damit die Zukunft ergründen? Ich bin skeptisch und neugierig. Aber das ist ja eine ganz gute Haltung um zu schauen. Kommen Sie mit?
P.S. Entdeckt habe ich die Glaskugel übrigens bei Fee. Wenn ich mir ihre Fotografien ansehe, muss ich neidlos eingestehen: Meine Bilder üben noch ein bisschen.