Als Bob Dylan den Song 1964 den Song schrieb, war er fast noch gar nicht Bob Dylan, der legendäre Folksänger, der sich nach seinem irischen Lieblingsdichter Dylan Thomas benannt hatte, sondern noch viel eher Robert Zimmerman aus dem ländlichen Minnesota. Ich war noch nie in Minnesota, aber ich stelle mir das sehr, sehr ländlich vor. Vielleicht hilft es von so weit draußen zu kommen, um die richtigen Worte zu finden. Solche, die die Welt beschreiben, aufregen, anfragen, anklagen … und das auch noch so, dass es sich in das Gedächtnis vieler Menschen einbrennt. Seine Folksongs sind Pop, richtig gute Popmusik, schlau, vielschichtig und trotzdem eingängig, scheint mir. Aber was weiß schon ich, ich kenn ja längst nicht alles, was der Mann je geschrieben hat.
Jetzt soll der Mann jedenfalls einen Nobelpreis für Literatur bekommen und alle Anderen, Biermann, Niedecken, Martenstein, wissen entweder sehr genau, dass das ganz richtig so ist oder eben genauso genau, was für ein großer Scherz das ist. Frau Berg möchte jetzt gerne den Nobelpreis für Physik haben. Jedenfalls glaubt sie, dass dort ihre Chancen höher seien, als bei dem für Literatur. Herr Scheck hält die Nominierung insgesamt für einen Scherz. Und Herr Baumer fragt sich, wann denn überhaupt mal wieder ein Romancier nominiert werden könne, wenn jetzt auch alle anderen Kunstgattungen-Vertreter mit in die Literatur einsortiert werden.
Und Frau Gomringer, die neulich vor meinen Ohren Text, Jazz und Rhythmik ganz großartig zu einem Kunstwerk verwoben hat, findet, dass der Literaturbegriff beim Gesang anfängt. Das sei schließlich schon bei Homer und allen vor ihm so gewesen. Stimmt, so viel Enge wie oben braucht die Literatur nicht. Aber vielleicht braucht der Preis ein bisschen Struktur. Man könnte sich schließlich darauf einigen, dass Kunst und Preise sich eigentlich eh nicht so recht vertragen. Immerhin ist Literatur ja kein 100-Meter-Lauf, bei dem per Stoppuhr festgestellt werden kann, wer am schnellsten und preiswürdigsten war.
The times, they are a changin‘, vielleicht gilt das auch für Preise, die im täglichen Kampf um unsere Aufmerksamkeit genauso mitkämpfen, wie alle andern auch.
Und jetzt? Jetzt ist erst mal Herbst.