Ich habe fertig gewohnt. Ja, so kann ich das festhalten. Es gab Phasen, da fand ich dieses Corona-Dings fast gemütlich. Ich war schrecklich privilegiert, ich weiß: Der Alltagsprinz und ich leisten uns ganz schön viele Quadratmeter zum Bewohnen. Selbst wenn ich das Kinderzimmer abziehe*, bleibt erstaunlich viel Platz übrig, auf dem man es gemütlich haben und/ oder sich bei Bedarf mal aus dem Weg gehen kann.
Bloß, ich fühle, wir hatten das jetzt. Genug gewohnt. Jetzt kann endlich wieder das Verreisen kommen. Mit einer Freundin wollte ich im Herbst eigentlich in Albanien wandern. Überhaupt hatte ich mir Silvester beim „Gute Vorsätze und Wünsche wünschen“ hauptsächlich Reisen gewünscht und Besuche in der Elbphi**. Beides hat jetzt nicht so wirklich stattgefunden. Ein Konzert bekommen wir mit viel Glück und noch mehr Abstand vielleicht noch hin. Albanien? Wohl eher nicht. Stattdessen laufen wir durch den Schwarzwald.
Wohnen für Pandemie-Anfänger
Es ist durchaus so, dass ich einiges am Wohnung-Bewohnen ganz wunderbar fand. Wir haben die große Wand in Flur mit blauer Tafelfarbe gestrichen. Jetzt kann ich immer mal wieder was Neues in den Flur zeichnen. Einen Elefanten zum Beispiel oder ein Häschen. Wir können Gäste schriftlich willkommen heißen. Die fühlen sich dann gesondert begrüßt. Für Sie ausprobiert, das hier ist ja gelegentlich ein Serviceblog. Jeder Gast, der es bisher geschafft hat, alle 88 Stufen der schiefen Altbautreppe zu erklimmen, freut sich mit letzter Luft, wenn er um die Ecke kommt und ein „Herzlich Willkommen, Stefanie!“ liest. Der Name ist rein zufällig und ganz und gar willkürlich gewählt. Denken Sie sich hier am besten den Namen eines lieben Gastes plus ein – von den sportlichen Mühen des Aufstieges – dezent gerötetes Gesicht. Ein Gesicht, welches sich im letzten Augenblick in ein freudig überraschtes wandelt. Dann haben Sie den Effekt, der ein ganz wunderbarer Beginn eines Treffens ist. Allein dafür waren die Mühen des Shutdowns es schon wert. Na gut, nicht wirklich. Oder nur vor dem Hintergrund, dass bisher niemand, den ich näher kenne, ernsthaft am Virus erkrankt ist.
Ich bin übrigens auch etwas übersättigt von Ausflügen in die nähere Umgebung. Obwohl unsere Spazierfahrt durch den Hafen letztes Wochenende schön war. So auf eine unerwartete leise Art schön. Wir hatten die Radtour nicht langfristig geplant. Die Sonne schien golden, wir hatten unbeabsichtigt Zeit, haben Fotos mit der Elbphi im Hintergrund gemacht. Und sind später durch den Hafen zurück getrödelt. So haben wir zufällig den Liegeplatz der Peking entdeckt. Wenn Sie mal schauen wollen. Ist es dort nicht schön? Ist das überhaupt nicht alles ganz wunderschön.
Zwanzigzwanzig – Soll das wirklich schon weg?
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja richtig. Ich lese an allerlei Stellen in diesem Internet, dass das Jahr 2020 weg könnte. Ich nicht ganz einverstanden. Es ist schließlich nie zu spät mit neuen Entwicklungen anzufangen. (Hoffentlich besseren, als die, die wir schon ausprobiert haben.) Wir haben ja auch noch ein bisschen was vor uns: In den USA könnten sie diesen Möchtegern-Diktator abwählen. Wir könnten eine neue Kanzlerkandidatin bekommen, eine die sich der Klimakrise entgegen stellt, noch entschlossener als es die jetzige tut. Annalena, das müsste doch zu schaffen sein? Ob Ihr Vize dann Norbert oder Jens heißt, scheint mir dabei nicht ganz so entscheidend. Und übernächstes Jahr reisen wir auch wieder. Vielleicht öfter mit dem Zug, vielleicht öfter mit dem Rad und ein bisschen seltener mit dem Flugzeug. Das wird toll, basta. Wir haben ja Zeit, wenn man es mal so betrachtet, wie Frau Pfafferott. (gefunden via Herrn Buddenbohm).
**Ichweißchweiß, man kann das Konzerthaus auch anders schreiben: Elbphilharmonie oder Elphi.