Oder was schön war.
Irgendwie schafft die Pandemie immer mal wieder kleine Momente, die schön sind. Unter normalen Umständen, hätte es sie wohl nicht gegeben, aber nun luschern sie um die Ecke und wollen genutzt werden. Neulich
kam eine Freundin vorbei. Halt, nicht direkt: Sie war auf der Durchreise und musste am Hauptbahnhof umsteigen, eine halbe Stunde Zeit hatte sie. Ich habe in meiner Küche zwei Cappuccini gemixt, sie in einer hellblauen Plastikkiste verstaut und bin zur Kirchenallee gestiefelt, wo wir uns mit an der Ecke stehen und ein bisschen quatschen beschäftigt haben. Es gibt hier irgendwo um die Ecke Richtung Münzviertel ein Pfandleihhaus, ein Herr fragte nach dem Weg, ich sprach eine grobe geographische Vermutung aus, später kam er wieder und berichtete. Scheint geklappt zu haben, das Pfandleihen, er schien ganz guter Dinge. Wir auch, unser Treffen hatte ein bisschen was von diesen Steh-Meetings, die eine Zeitlang mal in Agenturen angesagt waren. Das Herumstehen sollte dazu führen, dass man sich nicht in Wichtigtuereien verzettelt, hat man, also die Alphamännchen, dann zwar doch, nur schneller. Schneller waren wir zwei Mädels auch, ich weiß jetzt alle wichtigen Entwicklungen der letzten Wochen, sie auch und zack saß sie schon wieder im Zug.
Nicht nichts
oder: Was schön war, zum zweiten
Weil ja jetzt gerade Pandemie ist, können wir fast nix unternehmen. Zum Beispiel wegen der Inzidenz-Zahlen in Norditalien nicht Skifahren in Südtirol. Hach schade, es ist zwar vermutlich besser für die Umwelt, für mich persönlich aber nicht so. Gar nichts trifft es aber auch nicht so ganz. VorletzteS Wochenende zum Beispiel fuhren wir Freunde an der Ostsee zwecks gemeinsamen Spazierengehens besuchen. Besagte Freunde haben sich ihr Home-Office und die Home-School der Kinder seit Weihnachten dort eingerichtet, weil, was verpassen sie in Hamburg schon? Eben. Also sind wir mit ihnen an der zugefrorenen Ostsee herumgelaufen, haben in die strahlende Frühlingssonne geblinzelt und Schnee- und Eisformationen bestaunt.
Flanieren
oder: was auch noch schön war
Es könnte sein, dass mein Freizeitverhalten im Moment nahezu ausschließlich aus Flanieren besteht. Letztes Wochenende jedenfalls war es dann überraschender- und unvorstellbarerweise (also aus der Perspektive des Wochenendes davor) Frühling geworden. Ich hatte das nicht geglaubt und zur sonntäglichen Verabredung zum Spazierengehen trotzdem meine Winterjacke angezogen. Glauben ist wohl kein so guter Ratgeber, längere Zeit habe ich die Jacke dann jedenfalls über‘m Arm durch die Gegend geschleppt, während wir uns durch die blassfröhliche Frühlingssonne am Falkensteiner Ufer plauderten. Wir hatten Stullenpakete und Kaffee mitgenommen, was fein war. Es löste bei mir so ein Fünfziger-Jahre-Gefühl aus. Keinen Latte Macchiato plus Sesam-Sonstwas-Bagel in irgendeinem Tante-Käthe-Café sondern Thermoskanne und Käsebrot.
Ich treffe nur ein bisschen weniger Leute als früher, vor allem passiert es vereinzelter und häufiger an der frischen Luft. Und das ist ja nicht das Schlechteste.