Die Dinge am Dienstag

Phasen, ist alles nur eine Phase. Gerade haben gefühlt* alle um mich herum die Gute-Vorsätze-Phase. Mache ich ja auch so. Manche Phasen sind die Folge von jahreszeitlich bedingten guten Vorsätzen (Januar), manche ergeben sich von selbst. Wie zum Beispiel die Netflix/Amazon-Phase, die ich zwischenzeitlich hatte, als all diese wirklich gut gemachten Serien für kleine, spitze Zielgruppen auftauchten. Serien, die so viel spannender sind als die Fernseh-Einheitssoße, die ich von früher kenne. Peaky Blinders, The Affair, Marseille – ich bin ganze wundervoll langen Samstage in die Serienwelt eingetaucht. Irgendwann war es damit wieder vorbei. Und ich habe wieder mehr Blogs gelesen, bis mir aufgefallen ist, dass mir lange Lesestrecken fehlen, weshalb ich also mehr ziegelsteindicke Romane gelesen habe, zuletzt Archipel von Inger-Maria Mahlke. Gerade lese ich

der Familie Brasch hinterher. Das Buch plätschert ganz wunderbar neben meinem Leben her.** Insofern kann ich diese Medien-Klagen, die ich immer mal wieder höre und lese – hier zum Beispiel –, so gar nicht nachvollziehen. Was ist bitte schlimm daran, eine neue Medienwelt zu entdecken?

Es ist alles nur eine Phase

Und ja, stimmt, wenn ich eine Sache besonders viel und intensiv tue, bleibt etwas anderes auf der Strecke Das ist so ein Zeit-Aufmerksamkeits-Ding. Kommt mir gar nicht weiter bemerkenswert vor. Zumal die Frage große Kunst, mittelmäßige Unterhaltung oder grottenschlechte Verblödung nicht mit der Wahl des Mediums zu beantworten ist. Es gibt ganz fürchterlich schlechte Romane, voller dummer Stereotypen, vorhersehbarer Wendungen und fragwürdiger Menschenbilder und es gibt die Buddenbrooks von Thomas Mann oder Stephan Thomes Grenzgang, es gibt die wundervolle Jane Gardam und natürlich Julia Franck. Ach es gibt wirklich viele ganz hervorragende Autorinnen***. Es gibt wahnsinnig schlechte Comicbücher (vorhersehbare Wendungen, fieses Menschenbild, Stereotype, …), bei denen keinem Leser das Wort Literatur in den Sinn käme und es gibt Art Spiegelmanns Maus oder die inspirierende Emma. Sie können das Spiel gerne für andere Medientypen im Kopf durchspielen: Musik, Film, Theater, Videospiele, Blogs, soziale Medien, ganz egal. Immer wenn ein neues Medium auftaucht, scheint die Nutzung schrecklich schädlich. („Kind lies nicht so viel, das schädigt die Augen, gehe lieber draußen spielen.“), das ältere Medium hingegen rettet das christliche Abendland dann, während das neue …

Zurück zu den Vorsätzen. Im Moment verfolge ich das Monats-Konzept: Im Januar keinen Alkohol – allerdings mit der vorher mit (mir selbst vereinbarten) Ausnahme von vergangenem Samstag, weil dort die lange geplante Pennäler Party des Alltagsprinzen stattfand komplett mit Feuerzangenbowle sowohl als Film als auch als Alkohol. Im übrigen passte das zum anderen Vorsatz, der häufigeren Vergesellschaftung.

In diesem Sinne: Feiern Sie das noch junge Jahr, ich mache das jedenfalls. Und vielleicht werde ich mich im Januar ein kleines bisschen gesünder ernähren. Jedenfalls solange es sich mit dem Öfter-Leute-Einladen-Plan verträgt.

  • * Gefühlt ist übrigens ein prima Adjektiv um zu verstecken, dass die Autorin nicht richtig recherchiert hat. Kein Leser weiß nun, ob wirklich viele Menschen gute Vorsätze haben oder nur ganz wenige.
    ** Ich meine das durchaus als Kompliment, auch wenn man es dem Roman vorwerfen könnte.
    *** Autoren sind natürlich mitgemeint.
  • Schreibe einen Kommentar