Reisepläne
„Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.“
Herr Brecht so.
In der zweiten Strophe seiner „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens“ kommen die Zeilen vor, die auf die Zeit zu passen scheinen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Ich zum Beispiel hatte dieses Jahr recht viele Reisepläne, wie so‘ne Jettsetterin, hehe. Im Frühjahr wollten wir eine Woche in Malaysia sein, letztes Wochenende war eigentlich ein 80. Geburtstag in Portugal zu feiern. Meine Nichten in London wollte ich besuchen. Im Sommer nach Island, im Herbst nach Albanien. Aus all den Plänen wird wohl erst mal nix.
Deshalb mache ich mir hier gerade einen zweiten Plan und schaue online in der Welt herum. Es nützt ja nix. Solange richtiges Reisen nicht geht, begebe ich mich auf ein paar Kopfreisen.
Paris
Nach Paris wollte ich dieses Jahr eigentlich gar nicht. Aber, wo wir nun zu Hause festsitzen, gucken kann ich trotzdem mal hier: See my Paris. Und auch bei Wanderwonders. Ich nenne es, die Ästhetik der Leere.
Ach ja, letztes Wochenende wollten wir eigentlich den Geburtstag meiner Mama feiern. Das durften wir jetzt auch nicht persönlich tun. Also haben wir per Videokonferenz gemeinsam gefrühstückt. Was, wie ich lese, andere Leute an anderen Orten auch tun.
Madrid
Aus Madrid lese ich ein Lockdown Tagebuch. Das zeigt mir zwar nicht so viel von der Stadt, was ja unter den Bedingungen dort auch noch mal schwieriger ist, aber erzählt doch einiges aus dem abgeschotteten Leben in der spanischen Hauptstadt. Reality Bites.
London
In London schaue ich in ein altes, zurecht gehübschtes Haus an.* Mein Bruder lebt in der Stadt, eine kleine Dosis roter Busse bekomme ich also auch in unseren Videotelefonaten zu sehen.
New York
In New York schaue ich regelmäßig bei Joanna vorbei. (Fürs normale Leben normaler Leute.) Und bei Scott. (Für ein bisschen Glanz und schöner als in echt.) Und ja, ich weiß, das hier sind die schönen, vielleicht sollte ich sogar sagen, die geschönten Bilder der Wirklichkeit. Zumindest ich finde es im Moment ein bisschen beruhigend, schöne Dinge wahr zu nehmen.
Helsinki
Gerade habe ich den Street Style Blog Hell Looks entdeckt.
Ichweißichweißichweiß, meine Auswahl ist maximal zufällig. Eigentlich macht das nichts. Meine Reisepläne für diese Jahr waren schließlich auch eine Mischung aus eigenen Ideen und zufälligen Anregungen anderer Leute.
Und Sie so? Ich könnte noch ein paar Anregungen aus anderen Städten gebrauchen.