Geschlossene Gesellschaft

Ich war spazieren. Mal wieder, das macht man ja jetzt so. Die Außenalster ist in Hamburg der neue Jungfernstieg. Alles voller fein hergerichteter Leute, manche mit Hunden, andere mit Babys, alle mit Blick auf die übrigen Passanten. Alles zu voll. Also lieber abseits des Stroms, mitten rein in die Innenstadt.

Nur wenige Menschen schauen in die halb leeren Geschäfte und solange die Intensivstationen noch voll sind, bleiben die Restaurants zu. Und wir müssen draußen bleiben. Das erzeugt eine sonntäglich stille Stimmung. Ein bisschen so wie am Tag nach Weihnachten.


Im Café de Paris wärmen sie die Heizstrahler jetzt drinnen, die Stühle drängen sich vor den beiden großen Fenstern zum Gastraum.


Im Hanoi Deli spielt die Belegschaft eine Runde Billard. Anderes ist ja gerade leider nicht zu tun.


Gleich um die Ecke beim Italiener strahlt ein sorgsam arrangiertes Ensemble aus Küchengeräten und feinen Gläsern elegante Leere aus.


Selbst die Barhocker der Poké Bar recken die Beine in die Höhe.
Lauter geschlossene Gesellschaften, die auf bessere Zeiten warten. Besser werden muss es auf den Intensivstationen und bei den Schwerkranken. Denn natürlich findet die wirklich wichtige Geschichte hier statt, wie Peter Spork auf Über Medien darlegt.

Großes Gewächs

In letzter Zeit mehren sich die Alliterationen in meiner Wahrnehmung. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass Grand Cru – Weine auf deutsch ganz wörtlich „Großes Gewächs“ genannt werden. Bin bloß ich das, die bei solchen direkten Beschreibungen unwillkürlich an Tick, Trick und Track, die Neffen von Donald (dem Lustigen, nicht dem Geldgierigen, wollte ich gerade schreiben … bis mir auffiel, dass das auch nicht so ganz stimmt. Wollte der nicht auch in Geld baden? Vielleicht hat die Kunst schon immer besser gewusst, wozu Einzelne fähig sind) … Jedenfalls: Bin ich hier die Einige, die bei so einem Titel an Comic Strips denkt?

Grund genug

könnte genauso ein Comic Titel sein. So heißt aber ein Hochglanz-Magazin, das Immobilien anpreist, die sich die allermeisten Menschen mit guten Berufen nicht leisten können. Der anstehende Dezember ist für mich erst mal Grund genug, Weihnachten vom Dachboden zu holen. Die Anderen fangen auch gerade damit an. Und wenn wir schon nicht rausgehen können zum Feiern, dann machen wir es uns eben zu Haus hübsch.

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