Ein Spitzen–Wochenende

So langsam habe ich es raus wie Freizeit in Zeiten der Cholera, pardon der Corona, gut geht. Am dritten Advent-Wochenende hatten wir freitags Freunde zum Abendessen, samstags waren wir im Hamam und sonntags hatte ein Freund zum Glühgrillen, Glühwein und Bratwürsten, in seinen Garten eingeladen. Alles in allem ein Spitzen-Wochenende, wie es selten gelingt. Die richtige Mischung aus Freunde treffen, gute Gespräche, ausschlafen, entspannen von der sozialen Interaktion, und sich dann noch mal ein bisschen unter die Leute mischen. Aber lassen Sie mich ein wenig weiter vorne anfangen. Denn nach knapp zwei Jahren mit der Pandemie, einem schönen Esszimmer mit angrenzendem Wohnzimmer, habe ich ein gutes Gefühl für die beste Party im kleinen Kreis. Gelegentlich ist das hier ja ein Serviceblog. Deshalb: So geht das Weiterlesen

Steckenpferd

Bei Herrn Buddenbohm fand ich den Hinweis auf diese rührenden kleinen Freundschaftserklärungen an mein Land. Von wie Abendbrot über B wie Biergarten oder Brettspiel und F wie Feierabend, was für ein schönes Wort. K wie Kippfenster ist auch nicht schlecht. Oder M, ach M wie Musikschulen, in den erwachsene Menschen ein Instrument spielen lernen um dann vielleicht sogar in einem Amateur-Ensembles zu spielen, bis zu Z wie Zusammensetzungsfreude. Wenn wir etwas genau beschreiben wollen, kleben wir einfach so viele Wörter zusammen, bis das fertige Nomen genau erklärt, was es meint. Ist das nicht toll? Weiterlesen

Kleider machen Leute

Neulich musste ich über‘s Anziehen nachdenken. Das habe ich lange nicht. Meistens ziehe ich zwei, drei Tage dieselben Sachen an, bis ich denke, jetzt wird‘s vielleicht ein bisschen unmanierlich, dann suche ich was Neues raus. Gelegentlich finde ich das lästig und ziehe das Zeug vom Vortag einfach noch einen vierten Tag an. Und dann ziehe ich endlich ein frisch gestreiftes T-Shirt oder ein geblümtes Kleid an. Seit vielleicht ein, zwei Jahren ziehe ich häufige bunte Kleider an. Angefangen hat das mit einer rückblickenden Verwirrung zu tun. Ich konnte mich selbst auf alten Fotos nicht auseinanderhalten. Im Nachhinein wusste ich nie, ob ich dieses blau-weiß gestreifte Shirt im Jahr 2015 oder doch vielleicht 2019 getragen hatte. Weiterlesen

Verlernt

oder: Wie wir mal verreisen wollten. Irgendwie haben wir das ein wenig verlernt, das Verreisen. Seit einem guten Jahr machen wir das ja nicht mehr. Also, zumindest nicht so wirklich. Keine Besuche fremder Großstädter mit vollen Museen, quirligen Restaurants und überfüllten Bars. Keine Reisen in exotische Länder mit bunten Märkten, seltsamen Sehenswürdigkeiten und undurchschaubaren Straßenstrukturen, zumindest für verwöhnte Westeuropäer. Weiterlesen

Solveig

Brotteig

Die Tage verstrichen einer nach dem anderen wie ein Brotteig, der langsam aufgeht, ohne dass ihr Leben davon einen Sinn ergab.‘ So oder so ähnlich wurde in einem israelischen Krimi, mal das Leben der Protagonistin beschrieben. Dass das Jahre später mal Sinn ergeben würde, konnte ich damals natürlich noch nicht wissen. An manchen Tagen fühlt sich all das Home-Gedingse, das wir zur Zeit so tun, so an. So wirklich vorwärts, egal in welche Richtung, geht es eher nicht.Es läuft eher in so wellenförmigen Kreisen: Zahlen hoch, Schulen, Theater, Bars und Läden zu, Heimbüros auf, Zahlen runter, Schulen, Theater, Bars und Läden wieder auf, Zahlen hoch, und so weiter … Weiterlesen

Ach

Wenn man eine Wanderung macht oder – in meinem Fall ist das wahrscheinlicher: – eine Ruderwanderfahrt, dann hat man ja meist eine geplante Tagesetappe, man weiß also, wann man ungefähr fertig sein wird mit dem Sport des Tages. Je nach sportlicher Zuversicht, Wasserströmung und örtlichen Gegebenheiten sind solche Etappen mal länger, 80 Kilometer, nein sogar 100 Kilometer, oder kürzer, 20 – 30 Kilometer. Egal, auf welche sportliche Herausforderung man sich eingelassen hat, auf den letzten Kilometern, denkt man immer so ein unwillkürliches „ach“. Weiterlesen

Vergessene Vorlieben

Kennen Sie das? Wenn man etwas, das man mal viel und gerne getan hat, sehr gerne eigentlich, nach geraumer Zeit mal wieder tut. Und dann so langsam wieder reinfindet und sich irgendwann fragt, wo war ich stehen geblieben? Wo ist die ganze Zeit hin? Und warum habe ich überhaupt damit aufgehört in den letzten Wochen? Ja, warum eigentlich? (Es gab Gründe, dazu später mehr.) So ergeht es mir gerade mit dem Leer-Lesen des Internets. Ich meine hier nicht, die offiziöse Seite, nicht so sehr die Artikel, die respektable Zeitungen online stellen, also solche, die nach wie vor auch auf Papier gedruckte Exemplare veröffentlichen. Nein, es geht mir um all die Blogs, privaten, halbprivaten, halb-journalistischen Erzählformen, die zum Glück auch immer noch im Meer des weltweiten Netzes herum schwimmen. Erst beim Lesen merke ich: Ach, wie habe ich das vermisst. Wie schön das ist, vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen.
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